eject: ARNO FRANK und JENNY ZYLKA über Dustin Hofman und Michael J. Cox
„What’s that you say, Mrs. Morrison?“
Wie geht eigentlich „Die Reifeprüfung“ aus? Alle, die das grandiose Ende dieses Dustin-Hofman-Klassikers verpasst haben, können zur Zeit auf dem „Blue Channel“ von Premiere World ein kongeniales Remake genießen. Am besten allein.
„Intrigen aus Leidenschaft“ (USA, 1998, mit Misty Rain, Candy Apples, Michael J. Cox) ist zweifellos eine zeitgemäße und mitreißende, bisweilen frivole Umsetzung des pikanten Sujets „Alte Frau vögelt jungen Mann“. Aber was heißt schon „alte Frau“, wenn sie sich so gut gehalten hat wie Misty Rain, die hier an Stelle von Anne Bancroft die verführerische Dame mittleren Alters gibt. Hier heißt sie Mrs. Morrison statt Mrs. Robinson. Und wenn sie Joe (alias Michael J. Cox alias Dustin Hofman) verführt, geschieht dies weniger mit reifem Charme als mit der faktischen Macht primärer Geschlechtsorgane. Überhaupt zeigt Misty Rain wesentlich mehr Einsatz als die ihrerzeit unterkühlt agierende Anne Bancroft – sie zeigt, genau genommen, alles. Dafür wird sie bezahlt. Und dafür wird die Geschichte des zweifelnden Studenten, der eine Affäre mit einer älteren Dame vom Zaun bricht, um sie dann zu Gunsten ihrer Tochter zu verlassen, gestrafft und auf den Punkt gebracht. Andererseits: Wer schaut schon den Blue Channel, um Klassiker der Filmgeschichte zu sehen? Was würde man denn bei „Jurassic Fuck“ oder „Schneeflittchen und die sieben geilen Zwerge“ erwarten? Genau.
Wo Dustin Hofman selbstvergessen ins Aquarium starrt, schaut sich Michael J. Cox Cowboyfilme im Fernsehen an. Und wo Anne Bancroft noch lasziv die Strumpfhosen auszieht, hat Misty Rain bereits den dritten Erguß evoziert. Auch die Musik wurde modernen Hörgewohnheiten angepasst. Diesmal stammt der Soundtrack nicht von Simon & Garfunkel, sondern von Barry Box und Jeff Jet oder so. Allemal ein Gewinn!
Ähnlich erfrischend ist auch das dramatische Finale von „Intrigen aus Leidenschaft“. Nachdem die begehrte Tochter unter der Haube ist, zieht der Regisseur – an der inszenatorischen Ehre gepackt – kurzerhand eine zweite, noch geilere Tochter aus dem Hut. taz-Tip: Auf Video aufnehmen und „hide it in a hiding place where no one ever goes“.
Wir freuen uns schon auf entsprechende Remakes von „Duell“ (mit vielen scharfen Tramperinnen), „Der Totmacher“ (mit vielen scharfen Rückblenden) und natürlich „Das Boot“ (diesmal mit Stefan Kuzmany als „der Alte“).
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