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Archiv-Artikel

eine katze ist keine bank von RALF SOTSCHECK

Kann man eine Bank mit einer Katze verwechseln? Die US-amerikanische Investment-Bank Morgan Stanley, die in Großbritannien eine Werbekampagne für ihre Platin-Kreditkarten führt, befürchtet das. Sie hat Klage gegen die Baronin Penelope Cat of Nash erhoben, die eine Internetseite unter dem Namen mymorganstanleyplatinum.com angemeldet hat.

Die Bank hatte nachgeforscht, wer sich hinter der dubiosen Baronin verbirgt. Es stellte sich heraus, dass die Adlige als zweiten Vornamen „Miau“ sowie als Adresse eine Scheune bei Tenbury Wells in Worcestershire angegeben hatte. Morgan Stanley rief den Vermittlungsausschuss zu Hilfe, der bei Internet-Streitigkeiten eingreift. Der entschied nun, dass eine Katze keine Domain registrieren lassen kann. Der Vermittler Richard Hill begründete das recht einleuchtend: „Es ist wohlbekannt, dass eine Katze ein Raubtier ist, das vor langer Zeit domestiziert wurde.“ Er fügte hinzu: „Es ist gleichermaßen wohlbekannt, dass eine Katze weder sprechen noch schreiben kann. Entweder handelt es sich bei der Beschuldigten um eine besondere Art von Katze, wie jene aus dem Film ‚Die Katze aus dem Weltraum‘, oder die Angaben der Katze, eine Katze zu sein, sind inkorrekt.“ Falls es sich bei der Katze tatsächlich um ein außerirdisches Wesen handle, hätte das auf dem Antrag vermerkt werden müssen, um unnötige Verblüffung beim Vermittler zu vermeiden, schrieb der Vermittler.

Die Katze hatte laut Antrag einen Michael Woods bevollmächtigt, die Domain zu nutzen. Woods ist Firmenberater. Sein Spezialgebiet sind Vorträge vor Managern über die Notwendigkeit, offensichtliche Domain-Namen registrieren zu lassen, damit man keine böse Überraschung erlebt. Der irische Premierminister Bertie Ahern kann davon ein Lied singen. Jemand hatte eine Website unter seinem Namen angemeldet. Wer sie anklickte, bekam Pornofilme gezeigt.

Woods hatte vor zwei Jahren bereits den Domänennamen „Morganstanley.com“ angemeldet. Das genehmigte der Vermittler Hill: Woods sei schließlich ein Mensch. Doch wenn eine außerirdische Katze verschweige, dass sie außerirdisch sei, habe sie offenbar etwas zu verbergen. Deshalb bekam die Bank in diesem Fall Recht. Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass jemand Geld abheben will und stattdessen mit einer Katze nach Hause kommt. Oder schlimmer noch: mit einem Catfish – zu Deutsch: Wels. Auch bei diesem Tier muss man mit Namen vorsichtig sein. Sharron Killahena aus Poole in Dorset hatte ihren zwanzig Zentimeter langen Catfish leichtfertig „Kipper“ getauft, was „Räucherhering“ bedeutet. Ein durchaus passender Name, wie sich herausstellte. Als Kipper neulich mal wieder im Aquarium herumtobte, löste das Spritzwasser einen Kurzschluss in der Aquariumsbeleuchtung aus, die überhitzte, sodass der Deckel schmolz. Das heiße Plastik tropfte auf die Couch, die Feuer fing. Eine halbe Stunde später war das Haus niedergebrannt. Killahena und ihre beiden Kinder konnten sich in letzter Minute retten und wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Kipper hatte weniger Glück: Er wurde zum Räucherfisch. Wie gut, dass sie das nasse Tier nicht „Killer“ getauft hatte.