ein jahr kosovokrieg: Der Tag: Sonntag, 16. Mai 1999
DIE NATO BOMBARDIERT ITALIEN
Die Nato weitet ihr Kampfgebiet scheinbar aus. Italienische Fischer sind zunächst erstaunt, als sie südöstlich von Venedig 200 sonderbare Behälter in ihren Netzen finden. Zwar sind die Fundstücke so groß wie Cola-Dosen, doch unterscheiden sie sich bei genauerem Hinsehen von all dem anderen Unrat, der in der Adria dümpelt. Ein Fischer schaut zu genau hin und wird verletzt, als eine der „Dosen“ ganz plötzlich explodiert.
Die Behälter sind Streubomben. Kampfflieger der Nato haben sie in die Adria bei Venedig geworfen. Nach ihren jüngsten „Fehltreffern“, die zahlreiche Menschenleben kosteten, sind die Nato-Kommandeure vorsichtiger geworden. Ist sich ein Pilot beim Angriff über Jugoslawien seines Zieles nicht sicher, hat er Befehl, seine tödliche Last nicht abzuwerfen. Weil ein Kampfbomber aber nur unter hohem Risiko für die Besatzung voll beladen wieder landen kann, müssen die Bomben raus. Also ab damit ins Mittelmeer!
Die Nato muss sich nun, nach zahlreichen „Kollateralschäden“ in Jugoslawien, auch noch fragen lassen, ob ihr das Leben ihrer schließlich für Kampfsituationen ausgebildeten Soldaten mehr wert ist als das von arglosen italienischen Fischern im Mittelmeer. HAR
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