ein jahr kosovo-krieg: Der Tag: Dienstag, 13. April 1999
„UNHEIMLICHER UNFALL“
Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark ist sichtlich nervös. Auf der täglichen Pressekonferenz in Brüssel ringt er kurz nach Worten. Dann ist er wieder ganz der stramme Militär und prägt diesen Begriff, der ab heute gemeinsam mit dem zynischen Wort „Kollateralschäden“ von Mund zu Mund gehen wird: Ein „unheimlicher Unfall“ sei das gewesen, was sich gestern auf und über der Grdelicka-Eisenbahnbrücke südlich von Belgrad ereignete. Ein angreifender Nato-Pilot schoss befehlsgetreu aus mehreren Kilometern Entfernung eine Rakete auf die strategisch wichtige Brücke. Im Näherfliegen sah er, dass sich auf dem „Objekt“ etwas bewegte: ein Personenzug. Das Geschoss hatte ihn voll getroffen. Nicht aber die Brücke. Weil der Pilot seinen Befehl vollständig ausführen wollte, schoss er eine weitere Rakete ab, diesmal auf die gegenüberliegende Seite der Brückenkonstruktion. Unglücklicherweise, so Clark, sei der Zug genau in diesem Moment nach vorne gerollt – genau in die Detonation der Rakete hinein. Zehn Zivilisten wurden getötet. Ganz normale Passagiere. „Solche bedauernswerten Dinge geschehen bei einem Angriff wie diesem.“ Sagte Clark. har
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