ein freistaat im superwahljahr: Thüringen, nur anders
Unregierbares Thüringen? Unter diesem Titel wollen wir am Sonntag im Erfurter Zughafen diskutieren, beim taz Panter Forum. Aber vielleicht wird’s ja doch regierbar, nur anders als gedacht. Denn eine Umfrage wirbelt mal wieder alles durcheinander im Freistaat. Sahra Wagenknechts BSW liegt dort nun bei 21 Prozent, knapp hinter der CDU, deutlich vor den Linken. Bahnt sich da eine Premiere an, die erste schwarz-violette Koalition? CDU-Chef Merz jedenfalls schließt das auf Länderebene (doch) nicht aus. Oder falls der BSW-Aufwärtstrend so weitergeht: Wird Katja Wolf Thüringer Ministerpräsidentin? Oder gar Wagenknecht?
Spannender könnte das Setting für unsere Diskussion am Sonntag nicht sein, und praktischerweise sind Katja Wolf, Bodo Ramelow oder CDU-Mann Christian Tischner direkt vor Ort. Zugleich ist Thüringen gerade nicht nur das politisch fesselndste Bundesland – es ist auch das, wo mit am meisten auf dem Spiel steht. Denn ganz vorn in den Umfragen steht immer noch die AfD, die mit einem Drittel der Stimmen bereits die Ernennung von Richtern am Verfassungsgerichtshof verhindern kann. Die Partei nimmt schon jetzt ihre Gegner ins Visier, will etwa den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, ablösen. Eine unverhohlene Feindmarkierung.
Wie gut, dass auch Wagner am Sonntag mitdiskutiert in Erfurt. So wie viele andere aus der Zivilgesellschaft, die sich gegen den Rechtsruck stemmen. Denn auch das ist Thüringen: Gut 7.000 Unterstützende zählt das Netzwerk „Weltoffenes Thüringen“, es gibt die „Omas gegen Rechts“, die „Dorfliebe für alle“, Anti-rechts-Bündnisse in Sonneberg, Kloster Veßra oder im Höcke-Wahlkreis Greiz. All sie sind verdammt aktiv, einige werden am Sonntag davon in Erfurt erzählen. Es wird spannend. Konrad Litschko
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