ein-euro-jobs : Der Zweifel bleibt bestehen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Was in vielen Lebenslagen richtig ist, sollte auch bei den umstrittenen Ein-Euro-Jobs nicht falsch sein. Zu groß sind die Befürchtungen, dass Ein-Euro-Jobs reguläre Beschäftigungsverhältnisse verdrängen. Zu groß ist das Misstrauen, dass die klamme öffentliche Hand lieber Ein-Euro-Jobber harken, fegen, lehren lässt, als jemanden einzustellen.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Die Zweifel werden nicht geringer, wenn man sich die Akteure anschaut, die die Ein-Euro-Jobs umsetzen. Sowohl Arbeitsagenturen als auch freie Träger haben ein Interesse daran, möglichst viele Billig-Jobber zu vermitteln. Die Agenturen folgen politischen Vorgaben – Ein-Euro-Jobber fallen aus der Arbeitslosenstatistik. Die Träger verdienen an der Organisierung der so genannten Arbeitsgelegenheiten und müssen beweisen, dass sie im Geschäft mit der öffentlich geförderten Arbeit bleiben. Entsprechend intensiv dürften die Überprüfungen ausfallen, ob ein Ein-Euro-Job zusätzlich ist. Zumal es viele Grenzfälle gibt.
Kontrollieren sollen nun die Beiräte der Arbeitsgemeinschaften, in denen auch Vertreter von Wirtschaft und Gewerkschaften Platz nehmen sollen. Allein die Zahlen wecken Zweifel: Wie können die zwölf Berliner Aufsichtsgremien rund 40.000 Ein-Euro-Jobs pro Jahr überprüfen?
Die Gewerkschaften wollen nun eigene Informationssysteme aufbauen – obwohl dies eigentlich nicht die Aufgabe einer Beschäftigtenorganisation ist, sondern die des Staates. Bleibt zu hoffen, dass die Betroffenen mitmachen und melden, wenn sie das Gefühl haben, regulär Beschäftigte verdrängt zu haben. Selbst wenn sie fürchten, sich damit bei ihrem Fallmanager von der Arbeitsagentur nicht gerade beliebt zu machen.
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