editorial: Olympia zu Gast in der Stadt der Mormonen
Es ist nicht schwer, sich in puncto Sport keinerlei Illusionen mehr hinzugeben. Besonders Olympische Spiele taugen für diesen Zweck: der Entlarvung, der Enthüllung, der Besserwisserei. Dass gewisse Leistungen nicht nur auf legalem (also drogenfreiem) Wege erzielt worden sein können; dass der Sport nur ein Spiegelbild der Machtverteilung auf dem Globus abgebe; dass, generell betrachtet, Sport ohnehin nur ablenke von den wirklichen Problemen, von denen diese Erde („Globalisierung“) wirklich genug hat.
Diese Haltung einzunehmen ist einfach und wahrhaftig. Gerade die Spiele, die kommenden Freitag in Salt Lake City, der Mormonenstadt im Westen der USA, mit großem Brimborium eröffnet werden, werden für sie genügend Belege bieten. Die Stadt selbst hat den Zuschlag für dieses Ereignis nur durch Korruption erhalten; viele Sportler werden, legal oder illegal, hochgetunt antreten wie noch nie; und überhaupt interessieren diese Winterspiele ohnehin nur wenige Länder – fast ausschließlich aus der Ersten Welt; Afrika findet in Salt Lake City hingegen so gut wie überhaupt nicht statt.
Trotzdem werden Millionen Europäer zuschauen – weil gerade Olympische Spiele die Idee enthalten, Menschen zur Prominenz zu verhelfen, die nicht durch ihre Herkunft oder Bildung privilegiert sind. Das ist das Geheimnis der Olympischen Spiele. Das taz.monomag versucht, diesem Erfolgsrezept auf die Spur zu kommen: mit Hintergründen, Porträts & Glossen.
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