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Kreativität und schlechte Laune

Bis Ende der 80er wurde die taz geklebt. Das war Handarbeit der die Lay­ou­te­r*in­nen. Ich erinnere mich gerne an Gaby und Françoise, die Erste gelernte Schriftsetzerin, die Zweite ein kreatives Feuerwerk. Wenn wir mit unseren dilettantisch vorgezeichneten Bögen ankamen, verstanden sie es, ungewöhnliches Layout zu zaubern. Dafür wurden die gesetzten Texte belichtet, die Rückseiten der Fahnen wurden mit Wachs überzogen, die Texte auf Spaltenlänge geschnitten und aufgeklebt. Wenn ein Absatz verrutschte oder der Schluss an der Sohle kleben blieb – shit ­happens. Oft wurde in Fisselarbeit ein Text mit dem Messer gekürzt, bis er in die Spalte passte. Gaby und Françoise hatten die besten Ideen, und wenn ihnen ein Foto nicht gefiel, ersetzten sie es auch schnell mal durch eine selbst gemalte Grafik. Echte Gestalterinnen eben, und freundlich. Denn in einem scheinbar hie­rar­chie­freien Haufen, wie es die taz damals sein wollte, ertrotzte sich die Produktionsabteilung durch schlechte Laune Respekt von den Wichtig-wichtig-­Redakteur*innen. Man durfte nicht zartbesaitet sein. So manche gestandene neue Kollegen kostete es Überwindung, sich dem brummigen Selbstbewusstsein der vor allem männlichen Layouter auszusetzen. Eine tägliche Mutprobe im Kampf um die taz. Edith Kresta

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Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und einer Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten Werktagstaz erinnernswert scheint. Viel Holz also noch bis zum 17. Oktober. Alle Zukunftsinfos unter taz.de/seitenwende.

Edith Kresta war lange Zeit taz-Reise­redakteurin.

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