druck🐾schluss:
Über die Vorteile eines kreuzweise stabilisierten Arsches
Ende der neunziger Jahre war ich einer der Verfasser der legendären „Querspalte“, die auf den Inlandsseiten politische Randthemen tagesaktuell glossierte. Kurze Nachfragen im Archiv zur Geschichte der Querspalte ergaben nur Bruchstückhaftes – auch weil der Name „Querspalte“ anfangs in Schreibschrift eingeklebt wurde, womit das Suchprogramm des Archivs heutzutage Probleme hat. Die erste gesicherte „Querspalte“ stammt jedenfalls aus dem Jahr 1981 und behandelt den Widerstand des 20. Juli 1944. Ein unter gängigen Glosse-Kriterien eher krudes Werk.
Zum Autorenstamm gehörten etwa Detlef Kuhlbrodt, Wiglaf Droste, Dr. Seltsam und Carola Rönneburg. 1999 schrieb ich ein Jahr lang jeden Sonntag die „Querspalte“. Damals noch zu Hause auf einem Steinzeit-Computer. Den Ausdruck faxte ich in die Redaktion, wo der 50-Zeilen-Text „erfasst“ wurde. 2003 wurde die „Querspalte“ dann eingestellt, es hieß, mit der „Wahrheit“ und dem neuen „verboten“ auf der Seite 1 gebe es zu viele glossierende Elemente in der taz. Vermutlich sollte aber einfach das Honorar eingespart werden. Oder den zuständigen Redakteuren war das Format zu arbeitsintensiv.
Durch die Disziplin an jedem verdammten Sonntagmorgen entwickelte sich an meinem Arsch neben der Längs- eine Querspalte, deren kreuzweise Stabilität sehr nützlich wurde für den Schleudersitz des Wahrheit-Redakteurs.
Michael Ringel,
Druckschluss
Unter diesem Motto schreiben wir in Reportagen und dieser Kolumne auf, was uns bis zum Ende der gedruckten Werktagstaz erinnernswert scheint. Viel Holz also noch bis zum 17. Oktober. Alle Zukunftsinfos unter taz.de/seitenwende.
Wahrheit-Redakteur seit 2000
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