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Archiv-Artikel

drogen im knast Verlogenes Skandalgeschrei

Der Chef hat seiner Justizsenatorin, die seit Tagen unter Dauerbeschuss der Medien steht, den Rücken gestärkt. Gisela von der Aue habe „das volle Vertrauen“ des Senats, sagt Klaus Wowereit. Diese Geste kommt zur rechten Zeit – und sie ist mehr als angebracht. Denn die Debatte, die die Boulevardblätter zum Justizskandal aufblasen, wird verlogen geführt – und geht völlig an der Realität in den Knästen vorbei.

KOMMENTAR VON PLUTONIA PLARRE

Drogenkonsum in Gefängnissen gab es immer. Es wäre auch blauäugig zu glauben, dass die harten Jungs hinter Gittern plötzlich clean leben. Auch das sogenannte „Pendeln“, also das Hochziehen von über die Mauer geworfenen Päckchen in Zellen, ist nach Aussagen von Fachleuten in vielen Gefängnissen gang und gäbe. Und selbst wenn es unterbunden wird – wie jetzt in Plötzensee –, gelangen die Drogen auf anderen Wegen in die Zellen.

Bei den herbeigeschriebenen „Drogenorgien“ geht es um kleine Mengen Haschisch, das hat die Senatorin nachgewiesen. Diese weiche Droge ist in breiten Kreisen der Gesellschaft akzeptiert, die rot-rote Koalition fährt bei diesem Thema einen liberalen Kurs. Und Knäste sind eben keine isolierten Inseln; sie spiegeln die Probleme der Außenwelt. Wo also ist der Skandal?

Richtig ist: Die Senatorin hat schlecht kommuniziert. In manchen Punkten so schlecht, dass man es ihr böswillig sogar als Lüge auslegen kann. Sie hat völlig unterschätzt, dass beim Thema Knäste Angstreflexe greifen und psychologische Sicherungen durchbrennen. Aber richtig ist auch, dass sie die Probleme erkannt und gehandelt hat. Das Ergebnis des Möchtegernskandals ist jedenfalls Wahnsinn: Polizisten werden von der Straße abgezogen, wo sie wirklich gebraucht werden – um vor Knästen Haschdealer zu jagen.

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