die wortkunde:
Narrenfreiheit, ohne die gäbe es den Hofnarr wohl nicht. Denn nur ihm, dem Schelm, war Kritik an den bestehenden Verhältnissen am Hofe gestattet – gerne auch in parodistischer Form. Der Hofnarr ist eine historisch überlieferte reale Figur des Hochmittelalters. Sie wissen schon, damals, ab dem 14. Jahrhundert, als beim Bankett gerne Fleisch (am besten Flügel oder Schenkel) mit bloßen Händen verhaftet wurde: Spanferkel am Spieß, Geflügel oder Wild auf Holzbrettern dargereicht. Mittenmang der Hofnarr. Ihm wurde auch späterhin Platz an der Tafel von Fürstenhöfen in ganz Europa gewährt.
Er trägt am liebsten Strumpfhosen, knallbunte Klamotten, Jacke, Knöpfe, Pumphose und ein Dreizackkäppi mit bekloppten Glöckchen. Sind seine Tricks eher wie die eines Possenreißers beim Lustspiel? Oder macht er Hanswurstiaden mit den Umstehenden? Derbe Späße auf Kosten anderer. Ein Hofnarr handelt jedenfalls over the top, er klappert wie ein Kleinkind mit Rasseln oder Tambourin. Er tut so, als sei er doof, ist aber schlau. Gerade ist er noch ein harmloser Witzbold, schon wird er im Absolutismus zum gefährlichen Clown, der dem Herrscher die Gewissheiten sagt, die sich sonst niemand mehr zu sagen traut. Jedenfalls war der Hofnarr früher eher ein Dangerseeker und nicht die lächerliche Schießbudenfigur, die heute gemeint ist, wenn jemand als Hofnarr bezeichnet wird. Julian Weber
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