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Archiv-Artikel

die woche. ein bericht von MICHAEL RUDOLF

Es war ja so, dass der Berichterstatter am Montag am Wasser im Wald weilte, um dort die Schwimmsaison auszuläuten. Unterstützt haben ihn bei der ehrwürdigen Zeremonie eine am Teichmittengrund sorgfältig auf zwölf Grad Celsius heruntergeheizte Flasche „Wernesgrüner Pils Legende“ plus ein Zigarettl Marke „Camel“.

Dann wollte er den Dienstag in die Oberpfalz nach Windischeschenbach, um dort gemeinsam mit dem Zoiglbrauer Sperberrobert einen Sud Zoiglbier zu brauen. Aaaaber die saubere Katzendame namens Liesel, die seit Mai des Berichterstatters Haushalt verstärkt und oft genug hilfreich unterstützt, hatte just am Montagabend beschlossen, eine erste Spritztour durch die umliegenden Gärten zu absolvieren.

Nun hatte sie die Uhr nicht mit, hatte das Achtzehnuhrläuten der katholischen Kirche nicht gehört oder wie auch immer – die kleine Dame kehrte nicht heim. Die beiden anderen Damen des Haushaltes indes in Tränen aufgelöst, die Nahrung verweigernd und auch sonst darnieder, rührten des Familien- und Katzenvaters Herz, dass er kurzentschlossen seine Oberpfalzfahrt abblies und jedes Blatt im Umkreis von zwei Kilometern wendete, um die Vierbeinige aufzuspüren. Oh, der Verzweiflung!

Am Dienstag aber, gegen 13.30 Uhr wurde die nach Tag- und Schulwerk vollzählig versammelte Insassenschaft der bescheidenen Hangbehausung durch lautes Maunzen hellhörig und hielt Sekunden später den winzigen Ausreißer in den Armen und netzte reichlich mit Freudentränen ihn. Dieser ließ sich, davon nur mäßig beeindruckt, zu einer Fressorgie ohnegleichen hinreißen, und seither ist da wieder alles im Lot.

Inzwischen aber, Leser, hatten dem Berichterstatter mehrere Passanten von angeblich erfolgreichen Pilzsammlern erzählt, die allesamt ob des Wetters und der trockenen Beschaffenheit des Forstbodens von ihm herzlich verlacht wurden. Doch es nagte, du verstehst. So nahm er Messer und Rucksack und den Radesel und schoss den Steinpilzschonungen entgegen.

Auf dem Waldzubringer schienen männliche Angehörige einer Schulklasse den eifrig beinelnden Radfahrer an der schadenfreien Weiterfahrt hindern zu wollen. Er achtete ihrer nicht und verhinderte einen „Schlagabtausch“. Und angekommen im grünen Steinpilzfundbüro? Nichts beziehungsweise einer. Einer! Nun sind moderne Pilzfreunde mittlerweile ziemlich flexibel und so, und so nahm der Berichterstatter den angrenzenden Hochwald unter Beschuss. Er umstellte das Areal entschlossen mit seiner höchsteigenen Person und forderte die darin verbarrikadierten, bis an die Zähne mit Wohlgeschmack bewaffneten Maronenröhrlinge, Butterpilze und die eine Original Ziegenlippe zur bedingungslosen Kapitulation auf.

Tja, und? Die Burschen zeigten sich erstaunlich kooperativ und begaben sich ohne Murren in seinen Rucksack. Nicht ohne vorher eine Einverständniserklärung unterschrieben zu haben, nach der ein Drittel für ein mittägliches Pilzomelette, ein Drittel für den konservierenden Trocknungsprozess, das verbliebene Drittteil aber den Damen nachher knisplig gebraten Verwendung finden solle. Diese Woche wäre so weit geschafft.