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die wahrheitHeute beginnt Ramadan

Neue Vorschrift für die Wahrheit.

Dornbusch Bild: ap

Kurz vor Ramadan erreichte uns eine dringende Nachricht von oben. Und wenn wir oben schreiben, dann meinen wir auch oben, ganz oben! Ein gewisser Herr Allah hat uns eine Botschaft übermitteln lassen. Nicht auf dem üblichen Weg per SMS oder Mail, sondern durch einen Dornbusch. Gestern Morgen nämlich stand plötzlich ein brennender Dornbusch im Redaktionsbüro der Wahrheit und begann zu sprechen. Erst nach fünf Minuten konnten wir dem Dornbusch klarmachen, dass wir kein Arabisch können, weshalb er auf ein, wenn auch sehr gebrochenes Deutsch umschaltete. Es reichte jedenfalls, um folgende Nachricht zu verstehen: Bekanntlich sollen Muslime im Fastenmonat Ramadan tagsüber nicht essen, trinken, rauchen oder vögeln. Nun kommt eine neue Vorschrift hinzu: Die Wahrheit darf nur nachts gelesen werden. Zuwiderhandlungen werden mit Warzenbefall an unaussprechlichen Körperstellen bestraft. Danach erlosch der Dornbusch, trank schnell einen tazpresso und machte sich auf den Weg zum nächsten Auftrag für den "alten Schweden", wie er seinen Chef nannte.

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5 Kommentare

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  • A
    anne

    "die Wahrheit nur nachts gelesen werden darf",

    die meisten Muslime können nichts dafür dass sie noch Bronzezeitmythen für wahr halt, weil sie in einen Land wohnen mit schlechter Bildung (und den drohenden Tod wenn Sie nicht wenigstens so tuen).

    Wir sollten aber keine Ausrede haben diese Bronzezeitmythen auf den Scheiterhaufen der Mythologie zu lassen und mit unseren Leben weitermachen. Es gibt wichtigere Probleme als wessens unsichtigbarer Freund besser ist.

  • A
    Arne

    In Wahrheit lässt halt man/frau gern die überschätzte politische korrektheit fehlen.

    weiter so!

     

    Auch Muslime sind vor Satire nicht sicher, auch wenn man/ frau sie (sich) dann gern als Opfer von Vorurteilen und Rassismus sehen.

  • RM
    Ramin Massarrat

    Krippen-Kinder besitzen ein hoeheres geistiges Niveau und einen erwachserenen Humor als der/die unbekannte AutorIn dieses Artikels. Arme taz, einfach nur noch peinlich!

  • JH
    Johannes Habisreutinger

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    Sicher ist es so, dass Muslime im Ramadan tagsüber "nicht essen, trinken, rauchen oder vögeln" sollen (taz vom 13.09.2007). Doch in diesem Zusammenhang - meist vermelden die Zeitungen,dass der Fastenmonat begonnen hat - den "Herrn Allah" aus dem "brennenden Dornbusch" zu bemühen, dass "die Wahrheit nur nachts gelesen werden darf" (dto. taz), was soll das eigentlich? Ein Klischee bedienen? Dass dieser Herr und manche Ausländer ein "gebrochenes Deutsch" sprechen. Und Bestrafung durch "Warzenbefall an unaussprechlichen Körperstellen" - mit denen gevögelt wird?

    Ich empfinde diesen Artikel unter Niveau, überhaupt nicht lustig und politisch gefährlich, weil er dumme Vorurteile gegen Muslime bedient.

  • MP
    Mariam Popal

    Wahrheit Macht Wissen(de)

     

    Der Dornenbusch wiegte sich nur im Wind. Überhaupt nicht aufgebracht. Verträumt und leicht wogend wie immer. "Ist es was Neues?" sagte er als ich ihn mit der Wahrheit konfrontierte. "Das geht doch seit ein paar Jahrhunderten schon so, dass Weiße, in der Regel Männer christlicher Herkunft, die Wahrheit sagen. Übrigens wissen die immer noch nicht, dass Allah das arabische Wort für Gott ist - und das Gott kein bestimmtes Geschlecht hat. Weiße Männer christlicher Herkunft definieren Gott nach altem Habitus eben imer noch gern als "Herr", "Herr Gott". Das klingt schon ziemlich christlich,oder?. Und naja, ein bisschen islamophob hier, ein bisschen antisemitisch dort, so fühlt mann sich halt nach alter Gewohnheit besser. "Die Araber" sind die heutigen Witzfiguren in der weißen Welt. Und alle in der nichtweißen Welt kriegen es mit, aber das wissen die meisten Weißen nicht, sie halten das immer noch für witzig, wenn sie über die anderen Lachen können. Da würde der alte Schwede, Karlson vom Dach, in der Tat sagen, "Das stört keinen großen Geist." Und jetzt will ich noch die paar Sonnenstrahlen genießen". Ja. Im Ramadan herrscht übrigens immer noch Krieg in weiten Teilen der muslimischen Welt. In Afghanistan zum Beispiel. Und viele werden ihre Lieben verlieren, die nichts wissen von weißen Überlegeheitsgefühlen und arabischen Büschen, deren Deutsch schlecht ist (die Wahrheit hätte ihn sofort in die deutschen Integrationskurse einliefern sollen).

    Für sie ist Allah im Ramadan ja vielleicht ein wahrer Halt.