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die wahrheitMars macht debil bei Arbeit, Sport und Spiel

Der Engländer und seine Schokolade: Neulich war hier die Rede von Cadbury, der Pseudoschokolade aus Rapsöl, durch die dutzende Kunden mit Salmonellen vergiftet wurden...

... Jetzt müssen die Hersteller der Marsriegel eine ordentliche Summe berappen, um den Ruf ihres klebrigen Produkts, das nach seiner Erfindung 1932 in Slough zunächst mit Cadbury-Schokoersatzware umhüllt war, wieder aufzupolieren. Immerhin wurde der Riegel schon von den Undertones besungen, und die Terroristen im Film "Stirb langsam" kauen ständig Mars.

Doch neuerdings wollte das Unternehmen Masterfoods bei der Produktion des Riegels, dessen Karamellfüllung sich beim Abbeißen unweigerlich über Kinn und Kragen verteilt, Tierabfälle verwenden - Lab aus Kalbsmägen. In der Werbung behauptete man, dass "alle Menschen außer extrem strikten Vegetariern das Produkt weiterhin genießen" können. Gibt es tatsächlich weniger strikte Vegetarier, die sich an Kalbsmägen erfreuen?

Offenbar nicht. 6.000 Engländer beschwerten sich binnen einer Woche, weil sie in ihrem Leib- und Magengericht keinen Tiermagen dulden wollten. Masterfoods, das täglich drei Millionen Marsriegel herstellt, machte geschwind einen Rückzieher und entschuldigte sich für den "Fehler". Hatte man versehentlich die Produktionsstraßen von Schokoriegel und Hundefutter gekreuzt? Mars ist vor fünf Jahren mit der Tiernahrungsfirma Pedigree Chum fusioniert worden.

Nun buhlt Masterfood in großen Anzeigen um das Vertrauen der strikten Vegetarier, man bemüht sich sogar um das Gütesiegel des englischen Vegetarierverbands. Allerdings ist es nicht einfach mit der Imagekampagne, weil das Unternehmen vor kurzem versprochen hat, seine Werbung nicht mehr auf die Zielgruppe der unter Zwölfjährigen auszurichten. Damit kam man einem Verbot der Regierung zuvor. Die Aufsichtsbehörde für Fernsehwerbung will Reklame für Junkfood aus allen Sendungen verbannen, die von Jugendlichen bis 16 gesehen werden.

Dann darf die Marswerbung wohl nur noch nach Mitternacht zwischen den Werbespots für Telefonsex gezeigt werden. Vielleicht kann man ja beides verbinden: Bei einer Razzia im Haus der Rolling Stones in den Sechzigerjahren sollen die Polizisten in dem Moment hereingestürmt sein, als Mick Jagger seiner damaligen Freundin Marianne Faithful einen Marsriegel in die Vagina schob. Faithful ist übrigens später in einem Marswerbefilm mit dem Spruch aufgetreten: "Pleasure you cant measure" - maßlose Wonne.

Der maßlose Wonneproppen Paul Gascoigne ist der berühmteste Konsument des Riegels. Der schlichte und äußerst labile englische Fußballer mit hohem Unterhaltungswert bekämpfte seine Alkoholsucht mit Mars, was ihm nicht nur zu einer beträchtlichen Körperfülle, sondern auch zum Spitznamen "Mars Bar Kid" verhalf. Als das Marsriegelgör nach seinem Wechsel zu Tottenham Hotspur bei seinem Exverein Newcastle United antrat, bewarfen ihn die Fans jedes Mal mit hunderten von Marsriegeln, wenn er an den Ball kam. Besonders erboste Newcastle-Anhänger hatten Steine statt der Schokoriegel ins Marspapier gewickelt. Im Magen liegen beide ungefähr gleich schwer.

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