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die wahrheitNeues aus Neuseeland - Englischer Dandy beleidigt Kiwis

Neuseeland ist das freundlichste und ungefährlichste Land der Welt, solange du nichts Schlechtes über seine Bewohner sagst...

Neuseeland ist das freundlichste und ungefährlichste Land der Welt, solange du nichts Schlechtes über seine Bewohner sagst. Deine kritische Meinung über Land, Leute, Dialekt und andere Auffälligkeiten wirfst du bei der Ankunft am besten mit den Essensresten, illegalen Drogen oder Waffen in deinem Handgepäck in den Mülleimer im Flughafen. Auf einen eingeschmuggelten Apfel, der Seuchen über das kleine Agrarland bringen könnte, steht lediglich eine hohe Geldstrafe. Aber auf Ironie, Besserwisserei, Vergleiche mit Daheim und Sich-lustig-Machen steht die Todesstrafe.

Um der Exekution zu entgehen, legst du dir ab der Passkontrolle folgenden Satz auf die Frage zurecht, wie dir denn Neuseeland gefalle: "I love it!", sicherheitshalber mit zwei Ausrufezeichen. Die harmlose Frage, die jedoch über dein Weiterleben entscheidet, wird dir bereits im Taxi gestellt und ab dann stündlich. Man kann in fremden Ländern gar nicht vorsichtig genug sein.

Wer seit Generationen darunter leidet, am Ende der Welt von Mutter England fast vergessen zu werden und bei den hochnäsigen Briten als kulturlose, hinterwäldlerische Intellekt-Einöde zu gelten, versteht bei aller Liebenswürdigkeit manchmal keinen Spaß. Vor allem dann nicht, wenn ein Londoner Dandy namens Duncan Fallowell, der sich mit Ende 50 die Haare blond färbt, Seidenschals und rote Hosen trägt, in die tiefe Finsternis der Kolonie hinabsteigt und einfach mal aufschreibt, was ihm an den Bewohnern des pazifischen Südrandes so auffällt. So ist sein drittes Reisebuch entstanden. "Going As Far As I Can" erscheint erst im März, sorgt aber down under bereits für böses Blut. Alle Zeitungen machten die wenig schmeichelhaften Beobachtungen des süffisanten Briten zum Titelthema. Seine Webseite ist seitdem mit Hass-Mails aus Neuseeland geflutet. Es fehlen nur noch Morddrohungen.

Sein Vergehen: Peter Jacksons Filme seien "künstlerisch schwach", die Hauptstadt Wellington sei "eine kranke Stadt", Auckland ein architektonisches Verbrechen. Landauf und landab seien Menschen hässlich, dick, schlecht gekleidet und tätowiert. Frauen trügen "lesbische Frisuren". Nur Christchurchs Bewohner, stellte der Chronist nach drei Tagen fest, wären "sexy" und würden kurze Hosen allenfalls beim Sport tragen - was in etwa so akkurat ist wie die Feststellung, Bayerns schönste Menschen träfe man stets auf dem Oktoberfest.

Doch als Unsinn lassen sich die Aufzeichnungen des englischen Erfolgsautors nicht einfach abtun. Dazu wird er von Camille Paglia bis William S. Burroughs viel zu sehr geschätzt. Er textete einst für die Kölner Band Can, was ihn zum Früh-Punk macht. Was er schreibt, ist also nicht von schlechten Eltern, schon eher von ungezogenen Jungs. Fallowells Reisenotizen treiben einem Bill Bryson die Schamesröte ins Gesicht, so unverblümt tuntig durchstreift der Bi-Mann das Land der Kiwis und seine Klappen. Immerhin bekommt die Schwulenszene von ihm beste Noten. Nur mit den Eingeborenen hat er es nicht so - was daran liegen könnte, dass die Maori seiner Meinung nach am "China Syndrom", also an Mini-Pimmeln, leiden. Das kann einem verständlicherweise den schönsten Urlaub verderben.

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