piwik no script img

die wahrheitDer Skandal im Inzestskandal

Die Ferndiagnostiker.

FERNGLASFOTO. Bild: reuters

Noch widerwärtiger als Inzest und die boulevardeske Aufbereitung solcher Fälle sind die Ferndiagnostiker, die sich prompt zu Wort melden. So auch im neuesten Inzestfall von Amstetten. "Nach Ansicht des Psychiaters Reinhard Haller", schreibt dpa, "hat der verdächtige Vater im Inzest-Skandal in Österreich einen Machtkomplex. Josef F. sei vermutlich von ausgeprägtem Narzissmus und dem Drang, Macht über andere auszuüben, angetrieben worden." Schon das Wort "vermutlich" ist eine Obszönität, denn der Psychiater Haller hat den Verdächtigen nie gesehen oder gesprochen. Dass ein Täter, der Schwächere unterdrückt, den "Drang hat, Macht auszuüben", ist schon ein sensationeller Befund. Und dafür muss man studieren? "Die Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith erklärte", schreibt dpa weiter, "F. habe im Grunde genommen zwei verschiedene Persönlichkeiten: eine im Untergrund wirkende und eine andere, die an der Oberfläche existiert habe." Hat sie diesen Maulwurf mit dem Fernglas erkannt? Was für eine brillante Analyse von zwei Telepathen im Tiefflug. Das ist Psychiatrie heute.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • HM
    Hubert Maier

    Nähe suchen zu Mördern und anderen Entarteten…

    Für Reinhard Haller, ein Gerichtspsychiater, der schon über 300 Mörder nach eigenen Angaben untersucht hat, ist die Welt klar und einfach.

    Er ist Gott in Weiss, und unfehlbar. Und narzistisch grundstrukturiert beherrscht er die Kunst der Telepathie.

    Bei seinen Drogensüchtigen in Vorarlberg ist dieser Prof. Haller ein wenig erfolgsarm und daher hoffnungslos.

    Sein Gerichtspsychiateramt hat er von Prof. Prokop, Verein für psychologische Menschenführung und aus dem Institut für Rassenhygiene Innsbruck hervorgegangen, geerbt.

    Zum Briefbomber Franz Fuchs hat er die Nähe gesucht und in dessen Zelle übernachtet. Er betrachtet dies als einmalige Chance in seinem Leben.

    Beim Prostituiertenmörder Jack Unterweger war er auch in dessen Zelle , er sucht eben Nähe.

    Den Kindermörder vom Spiegelgrund Prim. Gross (NS Eutanasist und in Österreich nach dem Kriege Gerichtspsychiater und unbestraft) hat er vor seiner gerechten Bestrafung bewahrt und ihn für verhandlungsunfähig erklärt.

    In seinem Gutachten unterstrich Psychiater Dr. Reinhard Haller die fortschreitende Altersdemenz bei dem Angeklagten. Gross sei nur für Minuten ansprechbar und verhandlungsfähig. Gleichzeitig betonte Haller jedoch, dass die Frage der Verhandlungsfähigkeit nicht aus medizinischer Sicht zu klären sei.

    Frau Kampusch , welche 8 Jahre im Kellerverlies in Niederösterreich gefangen war, hat er aus der Ferne "begutachtet" und seine überragende "Beurteilung" in der Presse und im Fernsehen kundgetan, ohne sie untersucht oder behandelt zu haben und das ohne Ihre Zustimmung !

    Dann hat er ja auch diesmal nicht fehlen können, der Gott in Weiss , der aus dem Bregenzerwäldle über Österreich und dessen „Gerichte“ kam und eben immer unfehlbar alles weiß!

    So braucht es einen Kommentar in der TAZ, der in Österreich so unmöglich wäre !

    Ich lese die TAZ!

  • MT
    Markus Toth

    IDer Skandal im Kommentar „Der Skandal im Inzestskandal“

    Liebe taz,

    habe Eure „Amstettener“ Berichterstattung nicht verfolgt. Bin heute abend im Internet auf eueren Kommentar in der „wahrheit“ (online-Ausgabe vom 30.04.) mit dem Titel „Der Skandal im Inzestskandal“ gestossen.

    By the way: wer hat denn den Beitrag geschrieben? Bleibt besser anonym..?

    Sorry – aber: seid ihr noch bei Verstand??

    Ihr zitiert ein paar dpa – Meldungen von versprengten Aussprüchen von Psychiatern und macht diese in einer unglaublichen Weise nieder. Ohne jeden Zusammenhang.

    In der zitierten Aussage: „Josef F. sei vermutlich von ausgeprägtem Narzissmus und dem Drang, Macht über andere auszuüben, angetrieben worden." wird das Wort ‚vermutlich’ als Obszönität gewertet. („Schon das Wort "vermutlich" ist eine Obszönität…“). Was ist das für eine trostlose Kritik? Obszön ist für mich hier nur dieser grauenhafte Fall.

    Die Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith wird niedergemacht, weil ihr nach Lektüre der dpa – Meldung zu dem Schluss kommt: „Hat sie diesen Maulwurf mit dem Fernglas erkannt? Was für eine brillante Analyse von zwei Telepathen im Tiefflug. Das ist Psychiatrie heute.“.

    Was hat Frau Rossmanith falsches gesagt?: "F. habe im Grunde genommen zwei verschiedene Persönlichkeiten: eine im Untergrund wirkende und eine andere, die an der Oberfläche existiert habe."

    Um was geht’s hier? Um Josef Fritzl zu relativieren? (Weil alle so böse Dinge über ihn erzählen?)

    Um die „wahrheit“? Ihr umschifft die Auseinandersetzung mit der eigentlichen Wahrheit mit dünnen und dummen Zitaten von ein paar Psychologen, die ihr nur in der Zeitung (bzw. bei dpa) gelesen und aus dem Zusammenhang gerissen habt.

    Eure „wahrheit“ ist unangemessen, skandalös und der taz unwürdig.

    Sie beginnt: „Noch widerwärtiger als Inzest und die boulevardeske Aufbereitung solcher Fälle sind die Ferndiagnostiker, die sich prompt zu Wort melden.“

    Moment… Ist das wirklich ernst gemeint? „Noch widerwärtiger als Inzest und die boulevardeske Aufbereitung solcher Fälle sind die Ferndiagnostiker, die sich prompt zu Wort melden.“ Die ‚Ferndiagnostiker’ und die ‚boulevardske Aufbereitung’ sind noch widerwärtiger als Inzest?

    Ich beziehe mich nur auf diesen einen (Online)- Kommentar.

    Und mag die taz nicht mehr lesen.

    Markus Toth

  • PM
    Pas Materski

    seltsamerweise ist in der Pornoszene, ab ich mir sagen lassen, Inzest und Fäkalsex mit deutschen filmchen überfüttert.

    seltsamerweise