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die wahrheitObszöne Reife

Die Ferien sind bald vorbei, ab September müssen die 16-Jährigen wieder für die mittlere Reife pauken.

In England scheint das nach der Privatisierung der Benotung von Prüfungsarbeiten nicht sonderlich schwierig. Ein Schüler, der im schriftlichen Englischtest lediglich "Fuck off" aufs Papier brachte, bekam immerhin 7,5 Prozent der möglichen Punkte.

Peter Buckroyd, der die Arbeit benotete, begründete das mit den Prüfungsrichtlinien, die er als Ausbilder der Prüfer selbst aufgestellt hat. "Der Schüler muss in der Lage sein, eine einfache Folge von Worten in der richtigen Reihenfolge zu verbinden", sagte er. Und das habe der betreffende Schüler getan. "Es wäre boshaft gewesen, ihm null Punkte zu geben, denn er hat grundlegende Fähigkeiten nachgewiesen, auf die es uns ankommt", sagte Buckroyd. "Er ist zumindest fähiger als jemand, der gar nichts auf den Prüfungsbogen schreibt. Der Satz hatte eine Bedeutung, und die Worte waren korrekt buchstabiert."

Hätte der Schüler noch ein Ausrufezeichen drangehängt, wäre er sogar auf elf Prozent gekommen, weil er in diesem Fall Kenntnisse in Interpunktion nachgewiesen hätte. Und hätte er den Prüfer in derber Sprache zum Teufel gewünscht, dann hätte er womöglich mit Auszeichnung bestanden. Der staatlichen Aufsichtsbehörde ist das egal. "Die Prüfer sollen ihr Notensystem selbst entwickeln und sich daran halten", sagte ein Sprecher.

Das findet die Polizei nicht. Der stellvertretende Scotland-Yard-Chef Tarique Ghaffur, der bisher lediglich das Verbrennen von Flaggen verbieten wollte, verlangt neue Gesetze, damit Demonstranten für beleidigende Sprechchöre, obszöne Worte auf Plakaten, Transparenten oder Stirnbändern festgenommen werden können. Und für schmutzige Tätowierungen erst recht. Den Leuten sollte die Haut abgezogen werden. "Wir müssen genauer festlegen, was ein öffentliches Ärgernis ist", sagte Ghaffur, "aber dabei auch die britische Tradition des Rechts auf freie Meinungsäußerung respektieren." Wer eben noch mit einem "Fuck off" eine gute Zensur bekommen hat, soll für dieselben Worte auf einer Demo zensiert werden.

Der britische Premierminister Gordon Brown muss sich in Acht nehmen. Ihm ist vermutlich ständig zum Fluchen zumute, seitdem seine Partei ihn absägen möchte. Vielleicht kann er sich ja bei der geplanten Gastrolle bei den Simpsons abreagieren. Der schlimmste Fluch in der US-amerikanischen Zeichentrickserie ist allerdings "Doh!".

In Springfield, der Heimat der gelbköpfigen Familie, sind Politiker schon immer gern als Gaststars aufgetreten. Nun hat die Produktionsfirma bei Brown angefragt. Doch man wird ihm Untertitel verpassen. "Er ist Schotte", sagte der Zeichner Dan Povenmire. "Ich glaube nicht, dass ihn irgendjemand versteht." Und kennen wird ihn erst recht keiner. Bei seinem Vorgänger Tony Blair, der 2003 in einer Simpsons-Folge auftrat, wusste nur ein Fünftel der Zuschauer, um wen es sich handelte. Die meisten Amis kennen nämlich nur zwei europäische Politiker: die Queen und den Papst. Es lohnt sich für sie auch kaum, sich Brown zu merken. Wenn die Folge mit ihm ausgestrahlt wird, ist er längst Ex-Premierminister.

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