die wahrheit: Trunkenheit am Lenker
Es war ärgerlich genug, dass dem Jackie sein Führerschein abgenommen worden ist, weil er letzte Woche nach der "Drecksau-Party" beim Asbach-Günther...
Es war ärgerlich genug, dass dem Jackie sein Führerschein abgenommen worden ist, weil er letzte Woche nach der "Drecksau-Party" beim Asbach-Günther eine Abkürzung durch den Englischen Garten nehmen wollte, damit der komische Hase schneller nach Bogenhausen kommt und ihm nicht ins Auto kotzt, kurz vor dem Chinesischen Turm falsch abgebogen, in den Eisbach hineingefahren, unter einer Brücke steckengeblieben und nicht mehr herausgekommen ist, wobei er sich mit seiner Bierflasche einen halben Schneidezahn ausgeschlagen hat.
Dass der Hase doch ins Auto gekotzt hat, war nicht so ein Malheur, schließlich war das Auto sowieso total geflutet. Wie der Jackie dann aber nach dem Blutabnehmen um drei Uhr früh aus der Klinik herausgetorkelt ist und die Polizisten gefragt hat, wie er heimkommen soll, haben die gesagt, das gehe sie nichts an.
Weil der Jackie kein Geld für ein Taxi gehabt hat, hat er den Hubsi angerufen, aber der Hubsi ist in der Sieben gesessen, und der Jackie hat in dem Höllenlärm nur verstanden, dass er schnell kommen solle, weil in der Sieben total die Kuh fliege und der Hubsi zwei sagenhafte japanische Kamasutra-Studentinnen aufgerissen habe, die er unbedingt mitnehmen wolle, was aber bei ihm nicht gehe, weil die Violetta seit der Versöhnung vorgestern wieder eingezogen sei.
Also ist der Jackie zu Fuß los und hat am Hauptbahnhof ein Radl gefunden, das zwar keine Luft mehr in den Reifen und weitgehend auch keine Reifen mehr gehabt hat, aber immerhin nicht abgesperrt war, ist scheppernd durch die Maxvorstadt geschlingert, hat beim Versuch zu bremsen gemerkt, dass Bremsen ohne Reifen nicht gehen, und ist in ein Polizeiauto gekracht, in dem zum Glück niemand war. Wie er in die Feilitzschstraße eingebogen ist und ihm von dem Gerüttel auf dem Kopfsteinpflaster ein Pedal ab- und der Lenker auseinandergebrochen und er mit dem Kinn auf die Straße geknallt ist und ein Blaulicht gesehen hat, ist der Jackie zu Fuß in die Sieben geflüchtet, wo er den Hubsi angeschrien hat, er müsse ihn verstecken.
Der Hubsi war inzwischen völlig hinüber, hat kein Wort verstanden und den Jackie gefragt, wieso sein Kinn blutet, und die zwei japanischen Hasen haben so gekichert, dass die Polizisten den Jackie sofort gefunden und wiedererkannt haben. Der Jackie hat gesagt, dass er gar keinen Führerschein mehr besitze und nichts Böses getan habe, aber die Polizisten haben ihm erklärt, es sei auf jeden Fall ein Delikt, wenn man Schrott auf der Straße ablade und sich vom Tatort entferne. Der Jackie hat dem Hubsi sein Bier ex getrunken und vergeblich gebrüllt, er sei jetzt schuldunfähig, dann haben ihn die Polizisten mitgenommen.
In der Klinik hat die hübsche junge Ärztin ziemlich blöd geschaut und den Jackie gefragt, ob er zu viel Blut habe und ob er in diesem Fall nicht lieber zum Spenden gehen wolle, statt sich alle zwei Stunden hier einliefern zu lassen. Erst wollte der Jackie sagen, dass sie ihr dummes Maul halten soll, aber dann hat er die Ärztin genauer angeschaut, sich gedacht, dass er eh kein Wort Japanisch kann, und gefragt, ob sie nach Dienstschluss noch was vorhabe, und so hat er diesmal wenigstens nicht zu Fuß gehen müssen, und heim auch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner