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die wahrheitDer homosexuelle Mann ...

... … hat kein Rückgrat. Das behaupten aufgebrachte Leser des schwulen Nachrichtendienstes queer.de. Trotz aller Drohungen würden die "Trinen" im kommenden Mai wie gewohnt ...

... zum Eurovision Song Contest nach Moskau fahren und den homophoben Russen ihr Geld in den Rachen schmeißen. Der Grund für die Aufregung sind Äußerungen des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow. Der hatte kürzlich schwule ESC-Fans davor gewarnt, sich auf den Straßen seiner Stadt zu zeigen. "Sie können Spaß haben, kein Problem, aber nicht auf den Straßen und Plätzen marschieren oder demonstrieren. Wir erlauben keine Schwulenparaden." Hintergrund der offenen Drohung ist die Ankündigung russischer und weißrussischer Schwulenaktivisten, am Finaltag des Festivals in Russlands Hauptstadt einen gemeinsamen Christopher Street Day zu veranstalten. Durch die Anwesenheit und Teilnahme tausender schwuler ESC-Fans aus dem Ausland erhoffen sie sich besondere Aufmerksamkeit und Schutz für ihre Parade. In den vergangenen Jahren war es beim Versuch, einen CSD zu veranstalten, zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen, Rechte prügelten auf Demonstranten ein, die Polizei sah zu, Luschkow selbst ließ wiederholt den Aufmarsch verbieten. Moskaus Homo-Aktivisten sehen in dem Verbot eine Missachtung ihrer Menschenrechte und klagen derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Kein Rückgrat zeigen die Veranstalter von der Eurovision, feige zitieren sie in ihrer Meldung zur Moskauer PK den Bürgermeister nur halb: "Ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung sind uns alle Besucher Moskaus willkommen." Der oberste ESC-Boss, der Schwede Svante Stockselius, hat schon im Sommer klargemacht, dass seine Veranstaltung auf keinen Fall mit den Aktivitäten der Schwulen zu vermischen sei.

Auch vom deutschen Veranstalter, dem NDR, kein Protest in dieser Angelegenheit. Im Gegenteil, Thomas Schreiber, ESC-Koordinator hierzulande, freut sich schon auf "eine ziemlich tolle Party" in einer Stadt "voller Hunger auf Leben." Und das schwule Aushängeschild des NDR, ESC-Experte Jan Feddersen, gibt sich ganz blauäugig in seinem Blog: "Dass die Schwulen sich in Moskau nicht mehr so herzhaft mit Wangenküsschen begrüßen werden, ist wahrscheinlich verschmerzbar."

Dabei sind - und das ist selten genug - die Schwulen beim ESC eine Macht. Ohne sie geht gar nichts. Jahr für Jahr reisen Tausende aus ganz Europa der Veranstaltung hinterher, bevölkern Proben, Pressekonferenzen und Parties in den 14 Tagen vor dem Finale, und wenn dann am letzten Abend vor Millionen Fernsehzuschauern die Nationalfahnen über die Bildschirme flattern, sind da die Arme hysterischer Tunten in Bewegung. Sie lieben die große Geste und den kräftigen Gesang, aber - das weiß man auch - nicht den lauten Protest, die schwulen Festivalfans sind mehrheitlich unpolitisch und fühlen sich nur ihren Idolen verpflichtet - kein Gedanke an Boykott. Mit schlechtem Beispiel voran ging bei der Luschkow-PK die prominenteste Tunte Osteuropas, Popstar Philip Kirkorov. Interessiert hörte er dem Bürgermeister zu und widersprach an keiner Stelle.

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4 Kommentare

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  • I
    ivan_reblaus

    Was vermisse ich den kalten Krieg!

  • H
    Hannibal

    Lieber Herr Kraushaar,

    wenn Sie mich schon zitieren, dann doch auch bitte vollständig!

    "Ich würde eher allen Homos raten, den ESC im nächsten JAhr zu boykottieren. Dann sitzt Herr Bürgermeister alleine in der leeren Halle. Aber so viel Rückgrat haben die Trinen ja nicht!"

    http://www.queer.de/detail.php?article_id=9745&kommstart=10&chronologisch=ja

    Viele Grüße

    Hannibal

  • OR
    Oliver Rau

    Vielen Dank, Elmar Kraushaar, für diese sehr gute und treffende Zusammenfassung des Elends um homophobe russische Bürgermeister, feige Eurovisionsverantwortliche und rückgratlose Grand-Prix-Tucken. Danke insbesondere für die berechtigte Kritik am taz-Kollegen Jan Feddersen, den ich als Eurovisionsexperten hoch schätze, der mich aber in dieser Frage wirklich enttäuscht.

  • S
    soralis

    Kein Problem'! Geh' ich mit. Wenn Ihr mir das nötige Geld zur Reise überweist. E-mail könnt' Ihr ja von der taz erfragen.

    Ich bin zwar nicht schwul, aber lasst mich jetzt nicht von sexuellen Randgruppen schwärmen.

    Btw, bin ich der Überzeugung, dass die Dominatrixes dieser Republik mal so n richtig fieses Syndikat bilden sollten. Schätze sie wären in Frankfurt, Hamburg oder Berlin nicht ohne Einfluss auf die Manager- und Politiker-Kaste.

    Aber, wie gesagt, das nur am Rande.

    Der ESC hat mich zwar seit dieser legendären Niederlage von Guildo Horn, btw guter Trick Köhler!, gegen so ne israelische Transe nicht mehr wirklich interessiert. Aber wenn sich da jetzt die Möglichkeit ergibt dem lupenreinen Demokraten Putin mal so richtig vor den Weltmedien in den Schritt zu fassen, Guildo Westerwelle ist sicher auch dabei, dann sollte wir uns das nicht entgehen lassen.