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die wahrheitHeuchler, Ratten, Ego-Warrior

Sie sind die Größten, was den Größenwahn angeht. Die Popcombo U2 tourt mit dem gigantischsten Bühnenbild aller Zeiten um die Welt, um von ihrer musikalischen ...

... Bedeutungslosigkeit abzulenken. Vorige Woche trat sie drei Mal in ihrer Heimatstadt Dublin auf. Das wäre nicht so schlimm, wenn die Band ihre Auftritte nicht auch noch mit ihren halbgaren politischen Ansichten garnierte.

Dass Sänger Bono mehr Steuergelder für Afrika verlangt, während er selbst die Steuern in den Niederlanden hinterzieht, ist bekannt. Zur Heuchelei kommt die Unverschämtheit: Der einfältige U2-Drummer Larry Mullen lamentierte neulich, dass "reiche Menschen in Irland neuerdings auf Ablehnung stoßen". Er werde bei der Einreise in sein Heimatland nicht mehr länger durchgewunken, sondern mit Passkontrollen schikaniert.

"Die Wohlhabenden werden gedemütigt", dünpfiff es aus ihm heraus. Es seien also gar nicht die Kranken, die wegen der Schließung ganzer Abteilungen tagelang auf den Krankenhausfluren liegen müssen, die gedemütigt werden, stellte der nordirische Journalist Eamonn McCann überrascht fest. Auch die Kinder, deren Klassen immer größer werden, während die Klassenzimmer verkommen, weil das Geld den Banken in den Rachen gestopft wurde, werden laut Mullen lange nicht so gedemütigt wie die Reichen.

Man muss mit dem kleinen Drummer Mitleid haben. Nun hat auch noch der Starkoch Jay Bourk gedroht, sein Nobelrestaurant zu schließen, wenn die Regierung seine Miete nicht mit Steuergeldern subventioniert. "Das ist mein Lieblingsrestaurant", jammerte Mullen. "Es würde mir das Herz brechen."

Bonos Gutmenschzwilling Bob Geldof ist ein weiterer Beweis dafür, dass man Verstand nicht kaufen kann. Früher gehörte er der Dubliner Punkband Boomtown Rats an. Eine Boomtown ist Dublin schon lange nicht mehr, aber Geldof ist nach wie vor eine Ratte. Seine Agentur vermarktet ihn als "inspirierenden Redner in Sachen Armut in Afrika". Der Ego-Warrior kassiert 80.000 Dollar pro Auftritt.

"Wäre es nicht besser", fragt McCann, "wenn er eine Ansichtskarte schickt und vorschlägt, die Gage stattdessen für die Linderung der Armut zu verwenden?" Die klotzköpfige Kapelle U2 hat ihren Fans derweilen noch ein paar Euro mehr aus der Tasche gezogen. Für die Auftrittstage in Dublin haben die Bandmitglieder kurzerhand die Preise in ihrem Clarence-Hotel im Stadtzentrum von 179 auf 289 Euro pro Zimmer erhöht.

Während der 18-monatigen U2-Tournee mit 100 Auftritten werden die Band und ihr 390 Tonnen schweres Bühnenbild rund 110.000 Kilometer zurücklegen. "Ich bete darum, dass wir besser darin werden, uns um unseren Planeten zu kümmern", hat Bono voriges Jahr gesagt.

Der Kohlendioxidausstoß der U2-Weltbelästigung, so hat eine Umweltorganisation festgestellt, entspricht ungefähr dem Energieaufwand, der nötig wäre, um die Band auf den Mars und wieder zurück zu fliegen. Der Schaden ließe sich jedoch halbieren, merkte McCann an, wenn man auf den Rückflug verzichtete.

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18 Kommentare

 / 
  • TD
    Typisch Deutsch

    Ist ja typisch Deutsch,

    Sie verdienen Geld!!!

    Sie sind Reich!!!!!

    Schämen sollen Sie sich,pfui

     

     

     

    ausser das hier ein paar Leute U2 und Bono

    nicht auseinander halten können.

    The Edge darf das sagen und zwar weil ihn ja das

    polotische gesappel von Bono meistens ja auch stört.

    Bono ist Activist,was aber auch nicht gleich gestellt werden sollte,

    Gottverdammt er hat die Welt zu retten.

    Merken hier einzelne Leute nicht was für ein

    Bullshit sie schreiben?????

  • Y
    Yossarian

    Ob man solche ‚Gigs’ als Fan benötigt, um noch einen ‚musikalischen’ Live-Adrenalinkick verspüren zu können, mag jeder für sich ausmachen. Und ob U2 musikalisch noch relevant sind: ebenso. Ich neige in dieser Frage zum Nein, etwaigen früheren Meriten zum Trotz. Doch zur Hauptsache: Das U2-Bashing bezieht sich in der Regel nicht so sehr auf das künstlerische Tun, sondern auf die Selbstbeweihräucherung und die fehlende (ironische) Distanz zum eigenen Schaffen und Wirken. The Edge (im Gespräch mit BBC-Moderatorin Julie Cullen) zum Vorwurf der Gigantomanie auf der aktuellen Tour: "Wir geben das Geld für unsere Fans aus und ich sehe keinen besseren Zweck, für den wir es ausgeben könnten." Ja, nee, is' klar. Daher auch die geradezu astronomisch niedrigen Ticketentgelte… Aber bitte nicht wieder rumtönen am Ende der ach so Geld verschlingenden Tour, dass man zu den Größten im Business gehöre und einen zwei-/dreistelligen Millionenbetrag ‚erwirtschaftet’ habe. Und damit die Fans ihrer unterschwelligen Unruhe nicht nachgeben, werden ökologische Beruhigungs-Placebos verteilt und medienwirksam aufgebauscht… Es sind alberne Aussagen wie „Nur für unsere Fans…", die U2 in Verruf bringen. Natürlich hat das nicht direkt etwas mit der Musik zu tun, doch die ärgerlichen Verbindungen knüpfen Bono und seine Kumpane selbst. Bei allem Verständnis für U2-Fans: Mehr als ‚In it for the money’ vermag ich nicht mehr zu sehen. Und bühnentechnischen Größenwahn (der sich letzten Endes nicht mehr sonderlich von Madonna, den Stones oder Michael Flatleys Eskapaden bei ‚Lord of the Dance’ unterscheidet) als politische Mission zu verbrämen, bereitet mir arge Bauchschmerzen. Dafür gehört ihnen medial auf die Finger gehauen, auch wenn es bisweilen polemisch wie im Artikel daherkommt. Denn der Zynismus, der in den obigen Worten von The Edge zum Ausdruck kommt, ist kaum zu überbieten.

  • M
    mnf

    Ein denkbar schlechter "Artikel" und zugleich ein absolut überflüssiges Pamphlet.

     

    Setzen, 6!

  • N
    nachteule

    ich und viele andere haben es mittlerweile satt, dass frustrierte, mittelmäßige schreiberlinge, die zum ordentlichen recherchieren zu faul sind, sich an u2 und bono abreagieren. scheinbar ist es dieser tage "in", auf die band einzudreschen. wenn das ihre einzigen feinde sind, beglückwünsche ich sie. u2 sind seit vielen jahren eine positive kraft, die fans auf der ganzen welt begeistert und den menschen freude bereitet. natürlich gibt es immer kräfte, die etwas positives zerstören wollen. und ein mensch wie bono, der zugegebenermaßen mittlerweile überexponiert ist, zieht mit seinem engagement natürlich viel neid und eifersucht auf sich. ich glaube, u2 stehen über dem ganzen und wissen, wer sie sind. der artikel ist armelig, schlecht recherchiert und zudem in weiten teilen von anderen medien abgeschrieben. mir tun die leute leid, die diesen schwachsinn glauben und sich so gegen bestimmte menschen unreflektiert aufhetzen lassen.

  • BI
    Bono ist nicht Jesus

    Was für ein schmarn

     

     

    glaubten Sie wirklich daran das U2

    die Erlöser sind?

    Das Sie die Armut den Welthunger bekämpfen?

    U2 waren mal Prediger und sie wurden gesteinigt

    also definierten sie sich von neuem

    und

    they learning 2 lie

    selbst schuld wenn sie lieber Reporter jeden sch..

    glauben den die 4 Iren von sich geben.

    Bono ist weder der Papst

    weder Jesus

    er ist Musiker

    er ist ein Papa

    er ist ein Ehemann

    und kein Weltenretter

    und wer das erwrtet ist

    dumm und naiv

  • L
    _Leser91

    Ja also wie ich das sehe haben die leute die Spnonsoring, Spendenaufrufe verurteilen und sagen nach 1888 ist alles vorbei, die letzen 20 Jahre definitv nicht nur verschlafen sondern gehören vermutlich auch zu diesen ewrig gestrigen! U2 macht werbung wie der rest auch und warum so ein Forum nicht nutzen um die welt veilleicht ein bischen zu verändern? Und ich mein was wäre ein Rockband ohne Ego?

  • L
    Leveller

    Weltverschlimmbesserer der allerübelsten Sorte!

     

    Danke dass das mal jemand so klar gesagt hat was hier Sache ist....muss dazu sagen, bin U2 Fan der ersten Stunde und habe 20 Jahre gebraucht um zu checken dass es U2 seit 1987/88 nicht mehr gibt, was danach kam war die Verwandlung vom Paulus zum Saulus.Nach der Jesus-Phase in den 80ern sind wir jetzt in der Judas-Phase angelangt um es einmal mit Bono-Jargon auszudrücken.Konnte mir auch nicht verkneifen die 360 Tour anzuschauen nach dem Motto "gib ihnen noch eine Chance". Noch nie so einen unglaublichen Dreck gesehen, hier passte wirklich nix aber auch gar nix zusammen: Sunday bloody sunday meets Disneyland, Pseudo- Charity a la Burma mit Maskenball im Scientology Sekten Style, Blackberry Handy Grosskonzern Sponsoring meets Öko Krieger....eine Mischung das mir jetzt noch ganz übel ist.Ausserdem trifft Bono mit seiner verblasenen Stimme live stellenweise keinen Ton mehr, da hört der Spass dann echt auf. Die grössten Heuchler und Establishment Systemsklaven, die man sich nur vorstellen kann machen hier auf Weltveränderer - zum Kotzen. Die Musik ist/war gut alles andere kannst du wegpacken....Sorry.

  • U
    Urgestein

    Ich weiss nun nicht, über wen ich mehr lachen soll: Über diese Glosse, deren Erscheinen auf der letzten Seite der taz bestenfalls darüber Auskunft gibt, das sie alles andere als "Ernst" gemeint sein kann - anderenfalls hätte der Autor wohl sein journalistisches Fach deutlich verfehlt - oder um die Kleingeister, die diesem Pamphlet tatsächlich einen seriösen Anstrich geben wollen, wo er doch ihre höchst eigenen Vorurteile und Abneigungen so trefflich bedient, sei es gegen die Band, die "Reichen", Umweltschutz, Menschenrechte, Nachhaltigkeit, politisches Engagement im weitesten Sinne, oder auch nur so einfache Grundtugenden, wie Anteilnahme, Aufmerksamkeit oder "Solidarität mit den Schwachen und Benachteiligten". Natürlich sind diese Dinge ein mächtiger Dorn im Auge derer, die den Allerwertesten eben nicht hochkriegen, und wer sich sozial engagieren will, der darf offensichtlich dabei eben nicht über verstimmte Klampfe, Hut und Einkaufspassage hinausgehen ohne sich verdächtig zu machen, doch selber bereits ein Teil dessen zu sein, gegen das er (angeblich) ansingt. "I don't believe in riches, but you should see where I live" - U2 scheint sich der Dialektik durchaus bewußt, aber wozu auch einen fairen, nachdenklichen Blick riskieren, wenn sich in den Krümeln so herrlich suhlen läßt?

     

    "Well then what can a poor boy do

    Except to sing for a rock 'n' roll band"

     

    Mit diesem Statement fixierten die Stones ihre doch eher spiessig-konservative Haltung zum Aufbruch der 68er Generation und läßt es sich sicherlich auch heute unbeschwerter durchs Leben stolpern. Denn wenn schon die Megastars sich "zu klein" und unbedeutend fühlen, um am Rad der Geschichte zu drehen, darf sich jeder Fan erst recht ein ruhiges Gewissen gönnen. Tatsächlich aber greifen sie halt doch gemeinsam ins Rad , wirken mit ihrer beharrlichen Bequemlichkeit und ihrem offensiv zur Schau getragenem Desinteresse als riesige Bremse. Denn wenn es anderen besser geht, könnte das für einen selbst ja "Einschränkung" bedeuten.

     

    So welcome to the pleasuredome of the self-satisfied establishment. Bono und Co., auch wenn sie sich noch so bombastisch geben, habe ich in diesem Club der in selbstvermuteter Altehrwürdigkeit erstarrten, selbstgerechten "Bringt-doch-eh-alles-nichts-aber-Hauptsache-die-Kohle-stimmt"-Egoshooter jedenfalls noch nicht zu verorten.

  • A
    Alex

    Man kann nicht Wasser predigen und Wein saufen.

    Sehr guter Artikel !

  • A
    aliceo

    1:1 vom irischen Journalisten Eamonn McCann abgeschrieben http://www.counterpunch.org/mccann07142009.html

     

    und Sie wollen sich ein Urteil über Redlichkeit erlauben ????? Ich bin enttäuscht, denn ihre Bücher über Irland habe ich sehr gerne gelesen. Und ich war in Dublin bei einem der U2 Konzerte - ein unvergessliches Erlebnis für viele der aus aller Welt angereisten Fans. Und wir haben der irischen Wirtschaft freiwillig jede Menge Euros gelassen. Darüber schreibt keiner. ich werde sicher wieder nach irland reisen da ich dieses land und die Menschen (inkl U2 ) liebe.

  • T
    thüer

    Danke schön für diesen ätzenden und wirklich wahren Kommentar, der mir aus der Seele spricht. Und die Musik hat mich auch nie überzeugt.

  • IN
    Ihr Name Schabe55

    Ist doch seit Jahren bekannt, daß das Dummschwätzer sind. Da kann ich mich nur dem Kommentar von aha anschließen.

     

    Danke für den wunderbaren Artikel!

  • G
    gewuerzolive

    Aaaah ... von drosteschen Gnaden. That's Entertainment! Das Schöne an Themen wie diesen ist: Einige der Kommentare sind fast noch lustiger als der Text. Eigentlich böte sich ja sowas wie eine Band-Schmähungs-Serie auf der Wahrheit an, oder? Da wäre leserreaktionsseitig garantiert schwer was geboten. Ich hatte mal eine Rotte empörter Altjugendlicher an der Backe wegen einer despektierlichen Bildunterzeile (!) über die Falten von Keith Richards. Rockfans können so humorlos sein ... :)

  • D
    DuppJerwall

    Dieser Artikel ist ja wohl an Polemik und Zynismus nicht zu überbieten! Man muss nicht alles gut finden was Bono und Co. so sagen und tun. Aber . . . die Intentionen von Dreien aus der Band, die im Übrigen aus dem christlichen Bekenntnis in den frühen 80ern der Band stammen, sind in meinen Augen sehrwohl glaubwürdig. Dazu gehört aber auch ein wenig mehr Rechere. Ich höre und lese immer wieder von Trittbrettfahrern, die diese Fakestories verbreiten oder nachplappern, nur um sich wichtig zu machen und alles was gut scheint in Frage zu stellen. Es kann einfach keine guten Menschen mehr geben, nicht wahr? Echt Ätzend TAZ.

     

    Man muss die Musik von U2 auch nicht gut finden, aber der Autor hätte zumindest ein 360°-Konzert besuchen sollen . . . dann wäre der Artikel vielleicht weniger bösartig geschrieben worden. Denn darüber gäbe es weniger geteilte Meinungen.

  • A
    ARO

    Diesen Artikel - (welcher tatsächlich nur so vor schlechter Recherche strotzt) - auch noch unter " Die Wahrheit " zu veröffentlichen, soll wohl vom journalistischen Größenwahn des Schreibers ablenken...So viel Hass? bestimmt Oasis Fan :_)

  • E
    Einknicker

    Der Artikel tut gut.

    Danke!

  • H
    herr_schoen

    U2 sind offensichtlich der FC Bayern der Musikwelt. Man liebt oder hasst sie. Aber auch wer hasst, sollte beim Recherchieren ein wenig mehr Sorgfalt walten lassen: Carbon Footprint, von denen die Mars-Berechnung stammt, ist alles andere als eine Umweltorganisation, sondern Unternehmen, dass CO²-Berechnungen verkauft. O-Ton: "Helps you save costs, reduce emissions, meet your legal requirements and win more customers." So viel zum Thema "Uneigennützigkeit".

     

    Wer allerdings bei U2 von "musikalischer Unzulänglichkeit" spricht, hat ehrlich gesagt ein mächtiges Problem mit seinen Ohren. Zumindest in den 80ern und frühen 90ern hat die Band einen Stil entwickelt, an den sich noch heute viele Nachahmer ranhängen. Nicht alles, was erfolgreich ist, muss automatisch schlecht sein, lieber Herr Sotschek.

     

    Ich bin übrigens seit 1983 U2-Fan, sehe vieles von dem was Bono und Co. machen äußerst kritisch, brauche aber bestimmt keine polemischen Meinungsäußerungen, um mein Hirn einzuschalten. Konstruktive Auseinandersetzung wäre das wohl sinnvoller, auch wenn's weniger Spaß macht...

  • A
    aha

    Danke für diesen schönen Appell gegen den Fake!

    Gegen diese unbedeutenden Wichtigtuer U2 mit ihrer ständigen, unerträglichen und nur noch lächerlichen Selbstadelung.

    Gegen die Weltverbesserer-Wannabes mit völlig Ego-geschädigtem Fronthelden im Riesenkrallen-Ufo.

    Danke.