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die wahrheitProst, Arthur

Neulich kam wieder mal Post von Guinness. Der Brauerei-Multi möchte, dass man mit ihm den 250. Geburtstag feiert, und legte deshalb einen Gutschein für ein Glas Guinness bei...

...Gefeiert wird am Freitag, denn das ist auch der Geburtstag des Firmengründers Arthur Guinness, der das Firmengelände an der Liffey in Dublin im Jahr 1759 für 9.000 Jahre pachtete - für 45 Pfund im Jahr.

Zum Geburtstag hat die irische Post eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Postgeschäftsführer Donal Connell sagt, die Briefmarke sei ein Symbol für den Stolz der Iren auf den Erfolg des Getränks. Stolz der Iren? Das Gesöff gehört längst zu Diageo, dem größten Spirituosenkonzern der Welt, und der hat seinen Sitz in London. Das schönste Geburtstagsgeschenk hat sich Diageo selbst gemacht: Der Konzern entdeckte ein 50 Jahre altes US-amerikanisches Gesetz, wonach die Virgin Islands für jede Flasche Rum, die dort produziert und in den USA verkauft wird, eine Sonderabgabe aus Steuergeldern erhalten.

So hat Diageo die Herstellung von Captain-Morgan-Rum von Puerto Rico auf die Virgin Islands verlegt. Dafür schenkt die Inselregierung dem Getränkekonzern die 165 Millionen Dollar teure Brennerei und zwei Milliarden an Steuernachlässen und Zuschüssen für Werbekosten.

Viele Kongressabgeordnete sind deshalb wütend. Darrell Issa sagte: "Es ist vollkommen unangebracht, dass ein Unternehmen mit Steuerdollar von einem US-Territorium in ein anderes gelockt wird. Dafür war das Gesetz nicht gedacht." Man kann aber Diageo kaum dafür verantwortlich machen, dass die Abgeordneten damals zu dämlich waren, ein wasserdichtes Gesetz zu verabschieden.

In Schottland hingegen versucht die Regierung, Diageo Millionen aufzudrängen, damit der Konzern seine Abfüllfabrik für Johnnie Walker nicht schließt. Die Minister sind wütend, weil der Konzern, der zwei Milliarden Pfund Profit im Jahr macht, das Geld nicht will. Es ist aber auch perfide, dass sich ein kapitalistisches Unternehmen an marktwirtschaftlichen Gesetzen orientiert. Dabei denkt man durchaus an die künftigen Arbeitslosen: "Unsere Priorität", heißt es in einer Presseerklärung, "ist und bleibt die Beratung mit unseren Angestellten in dieser schweren Zeit."

Rory Guinness, Arthurs Nachfahre, hat dagegen einen Job. Er arbeitet anlässlich des Jubiläums vorübergehend als Führer im Guinness-Museum. "Ich bin der ungewöhnlichste Touristenführer der Welt", amüsierte er sich. "Wie wunderbar, nun in der achten Generation mit dieser Stätte in Verbindung zu stehen." Und wie wunderbar, ein fettes Aktienpaket dieser Stätte geerbt zu haben, sodass man aus Zeitvertreib für ein paar Tage einer geregelten Arbeit nachgehen kann - im Gegensatz zu den Johnnie-Walker-Abfüllern.

Aus Rache an Diageo will die Regierung in Edinburgh einen Mindestpreis für Alkohol einführen. Damit würden auch verantwortungsvolle Trinker bestraft, meint Diageo. Stimmt. Dann gäbe es nämlich sicher auch keine Geburtstagsgetränkegutscheine mehr.

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1 Kommentar

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  • HU
    Herrmann U. Zeitler

    Immer wieder schön, vom Kapitalismus und seiner Marktführer, seit uns Gorbi völlig außer Rand und Band, zu lesen. Und es stimuliert den Gerechtigkeitssinn, daß milliardenschwere Konzerne ständig milliardenschwere Steuergeschenke erhalten, obwohl sie bar jeden Gemeinschaftssinns sind. Das wird nicht mehr lange funktionieren, spätestens bis es dieses System des Unrechtsgebahrens ganz einfach (zusammen mit der Gesamtmenschheit) zerlegt, so in etwa 20 Jahren.