die wahrheit: Zunge am Mast
Prüfung für Jungblödmänner!
In diesem bitterkalten Winter erlebt eines der letzten pubertären Rituale unserer Zeit allerorten ein Comeback: die am eisigen Mast festgefrorene Zunge. Dabei steht ein nicht allzu heller Jungmann vor einem vereisten Laternen- oder Fahnenmast und wird von seinen Kumpanen angestachelt, die Zunge aus dem Mund zu strecken, bis die Spitze das kalte Metall erreicht und festfriert.
Feixend und grölend umtanzen die Spießgesellen den von Panik ergriffenen Zungenkünstler, der ohne linguale Unterstützung nur einen gelallten Hilferuf von sich geben kann: "Hölfe, Hölfe!" Schließlich müssen Rettungssanitäter mit einer warmen Kochsalzlösung die Zunge vom Mast lösen.
Den Satz heiße Ohren gibt es dann von den Rettern gratis - wie zuletzt am Mittwoch in Dülmen, als ein Grundschüler bei minus zehn Grad sekundenschnell mit der Zunge an einer Straßenlaterne festklebte. Aber wir müssen gestehen: Das eisige Zungenspiel hat auch etwas. Es gehört zu einem richtigen Winter dazu wie Glühwein, Schlitten und Schneeballschlacht. Ist es doch eines der letzten großen Abenteuer auf dem steinigen Weg vom Blödmann zum Mann.
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