die wahrheit: Ein Roboter namens Jürgen Rüttgers
Vor den Wahlen in Nordrhein-Westfalen enthüllt sich eine technische Sensation: Der Ministerpräsident Rüttgers wurde in einem amerikanischen Labor entwickelt.
Eine spektakuläre Enthüllung kurz vor der wichtigen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai sorgt für Aufruhr in der Republik: Der amtierende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers ist ein Roboter! Diese sensationelle Nachricht wurde mittlerweile vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) bestätigt - dort wurde Rüttgers vor 20 Jahren von Spezialisten unter dem Codenamen Rü2-Jü2 entworfen. Der Leiter des Projekts, Prof. Jack Turner, erinnert sich: "Wir bekamen den Auftrag 1990 von der nordrhein-westfälischen CDU. Der blasse Politiker Jürgen Rüttgers sollte durch einen hoch entwickelten Automaten ersetzt werden. Mit dieser Geheimwaffe wollte die CDU endlich das SPD-Bollwerk in Nordrhein-Westfalen brechen."
Heute klingt das mehr als plausibel, 39 Jahre SPD-Vorherrschaft sind nicht leichter Hand zu beseitigen. Dazu braucht es schon extrem inhumane Sprechblasen, die Rüttgers steilen Aufstieg erklären. Wer erinnert sich nicht an Phrasen wie "Kinder statt Inder", die in ihrer Simplizität nur von einem Politroboter ausgestoßen werden können.
Inzwischen ist den Forschern am MIT in Boston aber die eigene Kreatur unheimlich geworden, wie Falko Fokker, ein ehemaliger deutscher Mitarbeiter des Projekts am MIT jetzt im Stern enthüllte: "Rüttgers ist nicht mehr zu kontrollieren. Im Laufe der Jahre sind die Leitungen wohl korrodiert, und das führt jetzt zu diesem größenwahnsinnigen Verhalten. Schauen sie sich doch seine Allmachtsfantasien an: Landesvater, Arbeiterführer, Bundeskanzler, Bundespräsident! Das hört nicht mehr auf. Wir müssen ihn stoppen, bevor jemand zu Schaden kommt!"
Doch seine Kollegen haben für solche Befürchtungen nur ein müdes Lächeln über. Es gäbe zwar mittlerweile ein paar Funktionsstörungen, aber das seien nur Lappalien, wie die Sprachsoftware zeige: "Da haben wir nie ein Update gemacht. Warum auch? Rüttgers Sprachfehler mit dem niedlichen ,ß' kommt im Volk sehr gut an. Das macht diesen Roboter menschlich", sagt Prof. Turner, der Vorwürfe zurückweist: "Wir können Rüttgers nicht jeden Tag updaten, dafür ist die Technik nicht ausgelegt."
So sei immer noch die größte Herausforderung die Mimik des Roboters. Seinerzeit habe man mehrere Monate am Standardgesichtsausdruck Rüttgers gewerkelt. "Dieser leicht blasierte Ausdruck, mit dem feinen überheblichen Lächeln, immer etwas gönnerhaft - darauf sind wir alle stolz hier. Das gibts nur bei Rü2-Jü2", berichtet Turner, der aber ein ganz anderes Problem sieht: das fehlende Haltbarkeitsdatum, das eigentlich in Rü2-Jü2s Bodenblech eingraviert sein sollte. Dort sei damals gar kein Datum vermerkt worden, wie Rüttgers Frau kürzlich bei einer Besichtigung des Unterleibs ihres Mannes überraschend entdeckt habe.
Vonseiten der Opposition wird die spektakuläre Enthüllung übrigens erstaunlich gelassen gesehen: "Mein Haltbarkeitsdatum ist doch auch schon vor Jahren abgelaufen", sagte die SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft und wirkte dabei wie immer, als ob ihre Batterie nur mit halber Leistung arbeite.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen