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die wahrheitEinsEinsElf

Willkommen in 2011. Dieses Jahr begann mit einem Datum, mit dem selbst Amerikaner keine Schwierigkeiten haben dürften, wie John Cleese bemerkte...

... Meiner Meinung nach wird Jahreswechseln allerdings zu viel Bedeutung beigelegt. Diese ganze Tageszählerei ist doch bloß erfunden, Leute! Habe ich mir ausgedacht! Hat mit eurem Leben genauso wenig zu tun wie das Ergebnis von Bundestagswahlen oder die Frage, ob es Gott gibt oder nicht. Na schön, ich habe auch Silvester gefeiert. Aber ich war abgefeimt genug, nichts zu machen.

Allerdings ist programmatisch nichts machen viel anstrengender als nur so nichts machen. Luftschlangen vermeiden und Raketen ignorieren fällt noch leicht. Unverzichtbare Berliner unauffällig unter das Abendessen mischen, ist schon schwieriger. Besonders, wenn es Grünkohl gibt. Der Liebste und ich hatten länger darüber gegrübelt, wie wir pünktlich um null Uhr elegant nichts machen. Wir wollten uns eigentlich in die Badewanne legen. Wenn wir uns extra dazu verabredeten, hätte man das aber als Silvester-Veranstaltung auslegen können, obwohl wir bestimmt niemand eingeladen hätten.

Deshalb planten wir einen DVD-Abend, das ist zwar nicht nichts, aber jedenfalls nichts Besonderes. Als die Show begann, stellte sich heraus, dass wir einen extrem blöden Film erwischt hatten. Ich weiß jetzt, warum es bis Silvester eine Jane-Austen-Verfilmung gab, die ich noch nicht kannte: Weil darin die Synchronstimme der großen Intrigantin klingt wie die Zeitansage auf Valium. Normalerweise hätten wir der Trantüte in unserem Wohnzimmer keine zehn Minuten gegeben. Doch wegen Silvesterstarre schafften wir es nicht abzuschalten. Wir fürchteten uns davor, etwas anderes tun zu müssen.

In den vergangenen Jahren gab es übrigens keine Probleme. Der Liebste musste Silvester arbeiten; ich konnte zu Hause herummuffeln. Jetzt kenne ich alle Folgen von "Shaun das Schaf". Nur einmal habe ich den Fehler gemacht, ihn zu begleiten. Da mussten wir uns 60 Kilometer weit durch 60 Kilometer hohen Schnee kämpfen, um vergrippt in einem teuren Lokal das Buffet zu plündern (ich) bzw. dem gesetzten Bürgertum mit bloß nicht allzu flotten Rhythmen auf die Tanzbeine zu helfen (er). Weil er diesen Job gut erledigte, konnte ich am Buffet ausreichend Handlungsfreiheit gewinnen, und am Ende hatten wir beide etwas davon: Er bekam die Gage, während ich gelernt habe, dass es tatsächlich Menschen gibt, die noch älter sind als wir. Am Neujahrsmorgen schlichen wir 60 Kilometer weit zurück und waren das restliche Jahr über erschöpft.

Natürlich gab es diesmal um null Uhr doch Sekt und dazu ein paar Wunderkerzen. Außerdem halfen wir bei den Nachbarn als Feuerwerksspanner aus. Wir sind einfach so toll, ich würde uns auf jeder Silvesterparty wirklich gern kennen lernen. Einladungen für 2011 werden jetzt entgegengenommen, und ich freue mich schon auf unsere interessanten Gastgeber (Champagner, Kaviar). Beinahe jedenfalls, denn nur Shaun das Schaf ist Shaun das Schaf.

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