die wahrheit: Absturz beim Aufriss
Kolumne "Schwabinger Krawall": Das Internet, hat der Hubsi gesagt, sei in sexueller Hinsicht die Zukunft, weil man nicht mehr auf das Zufallsangebot an Hasen...
...angewiesen sei, das sich in irgendeinem Schuppen tummle und am Ende seine Tage oder sonst irgendeinen Schmarrn habe, sondern alle Präliminarien könne man ohne große Baggerei zuvor abklären. Von der Violetta, hat der Hubsi weiter erzählt, habe er zurzeit die Nase voll, wegen ihrer ständigen Eifersucht. Deswegen habe er sich bei www.aufriss.de angemeldet, unter dem Namen "Rabbit Chaser", und gleich sämtliche Krawallschwestern, Kontrolltanten, Ehefanatikerinnen, Pfannkuchengesichter, Frustkeulen, Kampfemanzen, Fastfood-Dampfkessel und Vierfachmütter aus dem Vorschlagsportfolio gelöscht, um keine Zeit zu verplempern.
Ihn, den Jackie, habe er unter dem Pseudonym "Monacofranz" ebenfalls angemeldet und mit Angel287 und ihrer Freundin AloneAgainMUC ein Vierertreffen vereinbart, und zwar in einer Kneipe namens "Kontaktstadel" in der äußeren Agnes-Bernauer-Straße. Da hat der Jackie, der sich gerade mit der Jacqueline versöhnt hatte, gesagt, wenn er meine, dass er mit vier Caipis im Hirn in die Blumenau oder sonst wohin fahre, habe er sich geschnitten. Er hat sich aber doch überreden lassen, nachdem ihm der Hubsi auf dem Handy Bilder gezeigt hat.
In dem Schuppen waren bloß ältere Typen und ein paar Dauerwellenschrauben im Leopardentop, die mit verbissenen Gesichtern "Long Way Home" von Supertramp gehört haben, also haben sie sich am Tresen zwei Caipi bestellt und gewartet. Dann sind tatsächlich zwei annehmbare Hasen zur Tür hereingekommen, die zwar keinesfalls 19 waren und höchstens eine entfernte Ähnlichkeit mit Angel287 und AloneAgainMUC gehabt haben, aber das war jetzt egal; also haben sie so nett gelächelt, wie das mit sechs Caipi gegangen ist.
Am anderen Ende des Tresens hat daraufhin ein Typ mit Lederweste gefragt, was das für Punk-Hippie-Pfeifenköpfe seien, die hier die Weiber anmachen. Der Hubsi hat dem Typen zur Versöhnung einen Caipi ausgeben wollen, worauf der gesagt hat, er rühre so ein Kracherl nicht an, worauf der Hubsi was von einer Wurstfresse gesagt hat, und dann ist die Sache laut geworden, und schließlich sind sie auf der Straße aufgewacht, wie die zwei Hasen vor ihnen gestanden sind und gesagt haben, sie seien echt die letzten Dreckschweine und könnten sich gleich hier in der Gegend eine neue Bleibe suchen, weil sie dann niemand mehr störe bei ihrem perversen Quatsch.
Dass es sich um die Jacqueline und die Violetta gehandelt hat, ist dem Jackie erst klargeworden, als die zwei weg waren. Wie sie dann nach einem Umweg über Solln und Giesing in Schwabing angekrochen sind, haben immerhin die Biergärten schon aufgehabt, so dass sie das Heimgehen bis zum nächsten Morgen hinauszögern haben können, und später in der Sieben hat der Hubsi gesagt, dass es wohl blöd gewesen sei, als Passwort ausgerechnet "Violetta" einzugeben, und der Jackie hat gesagt, wenn er gewusst hätte, dass in diesem Internet die Wege so weit sind, wäre er da nie hineingegangen.
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