die wahrheit: Welt am Wendepunkt

Wie geht es der Welt? Steht der Globus noch aufrecht, oder ist er im Begriff, sich hoffnungslos zu verdrehen? Ist das Universum noch ganz gesund? Das sind nur drei der vier Fragen...

...die in sieben Milliarden Köpfen rund um den Erdball rumoren, und deren vierte auf den Namen hört: Wie soll das alles weitergehen, wenn das so weitergeht? Wie wird das enden, wenn nicht bald Schluss damit ist?

Noch ist die erste Halbzeit des Jahres 2011 nicht abgehakt, und schon stehen uns die Nachrichten bis zum Hals. Debakel ohne Zahl rütteln an den Fundamenten der Erdkugel: Ein Erdbeben zerlegt Neuseeland. In Japan zermalmt ein turmhoher Tsunami dutzende Landstriche, zeitnah verräuchert ein Super-GAU nachhaltig Luft und Wasser. In Island bäumt sich der Grímsvötn auf, speit Eimer voller Schutt und Asche über Mutter Europa. Die Natur tanzt ungebremst auf den Nerven lebender Menschen!

Und der Mensch selbst? Eine Revolution nach der anderen frisst sich durch Nordafrika und den Nahen Osten. Ausgewachsene Staatsmänner wie Mubarak sehen plötzlich dem Strick ins Auge. Gaddafi muss damit rechnen, von der Nato zerstückelt zu werden. Syrien und Jemen drohen zu zerknallen, der Mappus von Damaskus, Präsident Assad, hält seine fünf Buchstaben nur auf dem Thron, indem er die eigene Bevölkerung zerdeppert.

Europa und der freie Westen wackeln nicht minder. In Griechenland schäumt das Volk an allen Ecken und Enden, in Spanien macht eine bis in die Knochen unzufriedene Jugend mit lautem Knall auf die bis in die Haarspitzen unbefriedigende Lage der Jugend aufmerksam. Der Euro droht an seinen Schulden zu ersaufen, und die Rezepte, an denen die Politiker morgens häkeln, sind abends bereits überholt. Ein alle bekannten Dimensionen von Raum und Zeit sprengendes Haushaltsdefizit droht auch die USA bis aufs Hemd aufzufressen. Was, wenn vom stärksten Land im Kosmos nur ein qualmendes Häuflein zurückbleibt?

Sogar in Deutschland haben die Menschen, wie man die Bürger heutzutage nennt, allen Anlass, sich Sorgenfalten wachsen zu lassen. Eine aus krankem Gemüse hochgeschnellte Epidemie überrollt ungefragt das Land, und es wird Wochen dauern, bis die Seuche mattgesetzt ist und man über sie lachen wird. Ja, schon der Alltag wächst den Leuten allmählich über die Hutschnur!

Die Stichworte demografischer Absturz, Pflegedebakel, Ärzteschwund, aber auch Afghanistan - wo immer mehr Bundeswehrsoldaten in den Sand beißen - wühlen sich täglich tiefer ins Bewusstsein. Dazu dreht die Wirtschaft ungezügelt an den Preisen, kostet ein Liter Benzin schon mehr, als ein Liter Benzin wert ist!

Der Deutsche lebt mittlerweile auf dem Zahnfleisch. Halt für sein Hirn findet er nirgends, weil sein tief in ihm sitzendes Weltbild löchrig geworden ist: Eine Partei, die die Bundeswehr erfand und die Atomkraft anbetete, verdreht sich mit einem Schlag um 180 Grad. Die promovierte Elite, um die wir uns selbst beneidet haben, hat sich ihre Titel von fremden Federn an Land ziehen lassen.

Baden-Württemberg, das seit der Erschaffung der Welt schwarz denkt, steigt von heute auf morgen auf eine grün gelenkte Regierung um. Selbst der Blick zum Himmel vermag die Bevölkerung nicht mehr in ein Gefühl von Ruhe und Zuversicht einzuwickeln, seit sich in Deutschland das Wetter täglich erhitzt und das Treibhaus weltweit sich immer tiefer in das Klima frisst. Bald ist es so weit, dann hilft nur noch Panik, um mit den Problemen fertigzuwerden!

So wächst die steile Besorgnis über unsere sorgenerregende Situation täglich ins noch Steilere. Schon wünschen sich allerlei Zeitgenossen in den warmen Bauch der Vergangenheit zurück, als die Weltkugel fest auf beiden Beinen stand und das Pferd noch nicht vom knatternden Automobilisten verdrängt war. Die Älteren unter uns aber wissen, dass schon damals die Zeitläufte der Gegenwart voller Giftzähne waren und es keinen Zweck hat, sich vollgepackt mit Sehnsucht auf und davon zu träumen. Das Einzige, was sich in einer Welt des ewigen Wandels für immer geändert hat, sind die Medien. Sie treten inzwischen über alle Ufer, weil jeder nicht nur Nachrichten empfangen und verdauen, sondern selber über die Oberfläche des Planeten schicken kann.

So gesehen, ist das einzige, wirklich neue Problem das, mit welcher Pointe dieser hochnotaktuelle Kommentar jetzt schließen kann. Muss er in Resignation versanden? Darf er in die Trompete der Hoffnung stoßen? Ihre Meinung ist gefragt - und behalten Sie Ihre Antwort bitte dort, wo Sie sind!

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kari

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