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Archiv-Artikel

die taz vor 17 jahren über die dkp, die bleibt, wie sie ist

Das Gespenst der Modernisierung, das viele Parteitraditionalisten so fürchten wie der Teufel das Weihwasser, hat sich auf dem DKP-Parteitag in der Frankfurter Festhalle schnell verflüchtigt. Die alten Kader sitzen nicht nur nach wie vor mit satter Mehrheit im Walhalla des demokratischen Zentralismus, nein, durch einen Racheakt der stalinistisch sozialisierten Mehrheit der Partei sind beinahe alle „Erneuerer“ aus dem höchsten Gremium der Partei hinausgesäubert worden.

Kommt da Freude auf? Sicherlich: bei allen SED-Funktionären beispielsweise, die von der Perestroika nicht belästigt werden wollen; bei den aufgeklärten Zeitgeistern, bei den Citoyens der neunziger Jahre sowieso. Sie haben schon immer gewußt, daß olle Kamellen wie „Klassenkampf“, „Kapitalismus“ oder „Kommunismus“ schöne Seminarthemen sind, aber für tägliche Realpolitik nicht taugen. Freude natürlich bei den Grünen. Ihre eigene Misere dürfen sie nun weiter und unangefochten kultivieren.

Maßlose Enttäuschung, Tränen, Bitternis und Resignation dagegen bei den vielen Genossinnen und Genossen, die eine Partei von den stalinistischen Schlacken befreien wollten. Sie haben sich nur eines Delikts schuldig gemacht: sie haben die Perestroika aus Moskau ernst genommen. Viele werden jetzt ihre Parteibücher in den Mülleimer werfen. Schade eigentlich. Immerhin ist die Einschätzung Georg Fülberths ernst zu nehmen, wonach die Zusammenarbeit linker Grüner, unorganisierter Sozialisten und DKP-Modernisierer Zukunft hat. Wer schützt die „Erneuerer“ vor Resignation? Jan Feddersen, taz vom 9. 1. 1989