die taz empfiehlt : Wal-Mart würdig verabschieden
Pünktlich zur Aufgabe von Wal-Mart in Deutschland läuft eine Doku über den Konzern im Kino
Unwahrscheinlich ist, dass das Studio-Kino über prophetische Kräfte verfügt. Insofern wird es Zufall sein, dass kurz nach der Bekanntmachung des US-amerikanischen Konzerns Wal-Mart, sich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen, ein Film auf dem Programm steht, der sich äußerst kritisch mit dem umsatzstärksten Einzelhandelsunternehmen der Welt auseinander setzt.
„WAL-MART: The High Cost of Low Price“ hat der Filmemacher und Politaktivist Robert Greenwald sein 2005 gedrehtes Porträt genannt, das trotz handwerklicher Schwächen gerade in der Schilderung der Einzelschicksale beeindruckt. Greenwald stellt der Selbstdarstellung des Konzerns als umweltbewusstes, stets im Interesse von Kunden und Mitarbeiter handelndes Unternehmen Interviews mit ehemaligen Angestellten und von Wal-Mart verdrängten Konkurrenten entgegen. Da erzählt eine allein erziehende Mutter, dass sie trotz Vollbeschäftigung auf Wohltätigkeitshilfe angewiesen ist und weder für sich noch für ihre Kinder eine Krankenversicherung bezahlen kann. Als sie versucht, einen Betriebsrat zu installieren, wird sie entlassen. Ein ehemaliger Manager berichtet davon, wie er seine Stelle verlor, als er auf die gefährlichen Arbeitsbedingungen in Südamerika aufmerksam machte. Wal-Mart selbst hat, wenig überraschend, die Vorwürfe als sachlich falsch bestritten. grä
„WAL-MART: The High Cost of Low Price“, Studio-Kino, 20.15 Uhr