die taz-empfehlung : Echt andere Gefühle
Verläuft das Leben homosexueller Frauen anders als das von heterosexuellen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Film „Anders Leben – Lesben im Alter“ von Isabel Rodde. Porträtiert werden drei selbstbewusste Frauen um die 70. Ihre Biografien erzählen gleichzeitig Geschichten und Geschichte, zeichnen ein Bild lesbischen Lebens in Deutschland von der Nachkriegszeit bis heute.
Der Film skizziert deutlich, wie anders der Prozess des Alterns für Lesben ist: Sie haben oftmals keine Familie aufgebaut, in die sie integriert sein könnten. Andererseits haben sie auch keinen Mann, der vor ihnen stirbt. Lesben müssen früher als die heterosexuelle Frau lernen, selbstständig zu leben. Dafür leben sie auch oft isolierter.
Authentisch und gefühlsnah erzählen drei verschiedene Porträtierte von den Höhen und Tiefen ihres „anderen“ Lebens. Währenddessen ruft Roddes Film echte Gefühle hervor: für Hannelore Keydel, die frühere Leistungssportlerin, für Christel Rieseberg, die Besitzerin einer der ersten Lesbenkneipen in Berlin und für Wienke Zitzlaff, die ehemalige Sonderschul-Rektorin, die politische Aktivistin und Schwester von Ulrike Meinhof. Mit Zitzlaff kann nach der heutigen Vorführung auch noch diskutiert werden – über das Leben von Lesben im Alter, ihr Leben und natürlich über den Film.
Die Dokumentation – die bei den Lesbisch-Schwulen Filmtagen 2005 in Hamburg den Publikumspreis „Eurola“ für den besten europäischen Langfilm gewann – und die Diskussion werden in Zusammenarbeit mit dem Lesbenverein Intervention e. V. präsentiert. NL
19 Uhr, Studio-Kino, Bernstorffstraße