die taz-empfehlung : Spurensuche
Mit den Wurzeln, zumal den eigenen, ist es ja so eine Sache. Vor inzwischen auch schon einer Handvoll Jahren begann der Hamburger Filmemacher Jens Huckeriede damit, den Ursprüngen eines Gassenhauers aus Kindertagen nachzuspüren, dem Lied vom Jungen mit dem Tüdelband. Das fußte in einem 1911 geschriebenen Couplet namens „Een echt Hamborger Jung“, für das der jüdische Schlachterssohn Ludwig Wolf als Verfasser zeichnete, ein Teil der damals enorm populären Gesangskomödianten „Gebrüder Wolf“.
Eher zufällig stieß Huckeriedebei seinen Recherchen auf einen Nachfahren der teils exilierten, teils schlicht vergessenen Wolfs, der als beinahe einziges Familienmitglied in ihre künstlerischen Fußstapfen tritt: Seit jenem Zusammentreffen hat Dan Wolf, geboren 1975 im kalifornischen San Francisco, Rapper und studierter Theatermensch, bereits mehrfach Hamburg besucht – nicht zuletzt wegen der Sache mit den Wurzeln.
„Stateless“ heißt ein über die Bühnenbretter hinaus reichendes, interdisziplinäres Projekt, das Wolf zusammen mit seinem langjährigen Freund und Mitmusiker Tommy Shepherd konzipiert hat. Zwei Hip-Hopper, ein weißer Jude und ein Schwarzer, begeben sich, nun, auf die Suche nach den eigenen Wurzeln. Umgesetzt wird das mit den Mitteln von Performance, Varieté und musikalischen Traditionen bis hin zum Hip-Hop. Um Rassismus geht es da und um Antisemitismus, um Verfolgung und Assimilation – und um das Aufspüren des eigenen (künstlerischen) Erbes im Heute. ALDI
heute, So + So, jeweils 20 Uhr, Monsun-Theater, Karten: ☎ 390 31 48