die stimme der kritik: Betr. „nicknames“
AVANTGARDE DER MODERNEN KOMMUNIKATION
Wenn mir langweilig ist, gehe ich ab und an in irgendeinen Internet-Chat, um zu gucken, wie die Leute da so drauf sind. Das ist ganz einfach: Man denkt sich irgendeinen „nickname“ aus und schickt dann Sätze durch die Gegend. Auf dem Bildschirm sieht man dann sich und die anderen „nicknames“, wie sie dies & das so austauschen. Leute, die man doof findet, kann man ignorieren – mit anderen, die einem interessant erscheinen, kann man flüstern (die Sätze sehen die anderen dann nicht) oder sich im Zwiegespräch in rosa Séparées unterhalten. Das machen viele und kann auch zur Sucht werden. Geburtstagsfeiern im Netz wirken trotz aller virtuellen Sektflaschen etwas trostlos.
Tagsüber sind vor allem Studenten, Schüler und Büroangestellte in den Chats. Meinen Untersuchungen zufolge chattet die Hälfte aller Chatter vom Arbeitsplatz aus. Was das wieder kostet! Manchmal wird einem ein bisschen melancholisch zumute, wenn die ausgedachten Namen der Mitmenschen so hurtig über den Bildschirm flitzen. Die Avantgardisten der modernen Kommunikation heißen: Minimouse2, schnuggilein, Erzieherin38, Mutti38bi, Hexenrammler, huerzi, Mausebacke, gschmarri, meisterm35, Schnully99, Blonde, mandarinchen, Stahlwerk, elfenfee, IncestEr, DerPrinz, TVZofe, DerGebieter, morgengeilT6, Teufelin27, Telefonspass, Hengst29, Verwoehner, MrRomantik23, RoteFee, sexmachine20, ErGeil19, CS23w, devEhestute, flirti99, nackig15, ErSuSie4Sex, maus25heiss, sieunder, Zimtzicke, WilderKater, ReneGEILcgn, Suenderin1, AlterSuender, WiesbadenDev, Hotpants19, Sexbomb16w, geileoma36, LeckeIhnen, Leckegut, Leckesie, Boesemoese, FiesundBöse, Lovejana, Lachmaus40, molligesie, flibbydi, suffnudel16, BoehseOnkelz, Sarah88, geilestute25, Haschgirl, LSD, Angiepervers, cunnilungus27, wilderkater, siewill23, blowboybi, Schwanz25cm, Schlampe30, geile6Maus, Zeigegeile1, Onlinelesb, VerwoehnEr, Sexbuddha, Analstute, wixboy, wetpussy.
Ist das kritikwürdig? Keine Ahnung. DETLEF KUHLBRODT
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen