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die stimme der kritikBetr.: Millionengrab Expo

ICH FAHRE NICHT, ICH FAHRE, ICH FAHRE NICHT

Es ist aber auch zu und zu schade, dass die Expo ein so furchtbares Millionengrab ist! Und dass es absolut unmöglich und politisch schwerstens unkorrekt ist, dorthin zu fahren. Ich würde nämlich eigentlich so gerne mal in dieses Themenrestaurant gehen, in dem man sich aus einem riesigen Glasterrarium lebendige Heuschrecken aussuchen kann, die einem dann knackig auf dem Teller serviert werden, würg! Und schnuckelige kleine Grasnager wuseln dort angeblich auf dem Boden herum und warten auf den Abschuss für die Menüfolge. Wie bei Douglas Addams, im „Restaurant am Ende des Universums“, das Tier, das einem sagt: „Probieren Sie mal meine Lende, die ist besonders zart!“ Mist, dass das nicht geht.

Natürlich seh ich’s ein. Und die HannoveranerInnen, die bis jetzt noch in einer der (nach Osnabrück) pupsigsten Städte der Welt wohnen, tun mir auch wirklich leid. Erst sieht’s auf den Straßen monatelang aus wie in Berlin in den Hackeschen Höfen, und dann, nach der Expo, ist es auch so teuer wie dort. Schrecklich. Aber trotzdem : Diese ganzen futuristischen Pavillons werde ich mir auch nicht angucken dürfen, das ist so schade!

Manche sind nämlich richtig hübsch und sehen aus wie silbrige Space-Eier eines außerirdischen Supervogels. Und manche sind geradezu herausragend sinnlos. Zum Beispiel der Pavillon, in dem irgendein ganzer Raum voller riesengroßer Busen hängt, also Brüste, samt Mamille. Ob sich dort überhaupt jemand Offizielles hineintraut? Ach, ich werd’s leider nicht sehen . . .

Was bleibt, ist nur der Expo-Jingle von Kraftwerk, dieses unglaublich alberne, geradezu lächerlich kurze Computerstimmchen, das nix weiter sagt als „Expo 2000“ und für das Kraftwerk extrem viel zu viel Geld abgesahnt hat, hihi. Ich gönn es denen.

Den nächsten Expo-Jingle mache ich. Habe mich schon angemeldet, ich werde einige Millionen Mark dafür kriegen, dass ich mal eben „Expo 2001“ mit verstellter Stimme in eine Blechdose sage, um den verzerrten Effekt zu erreichen. Ich habe es mit meinem alten Kassettenrekorder und einem Mikrofon aufgenommen. Weil: Wenn schon Millionengrab, dann aber richtig! JENNI ZYLKA

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