piwik no script img

die stimme der kritikBetr.: FAZ und RAF

recht schreiben!

Rechtschreibung ist prima! Auf diesen Umstand hatte die Frankfurter Allgemeine in den letzten Wochen des öfteren hingewiesen. Das brachte ihr das Lob zahlreicher Damen und Herren der Feder ein.

Es ist tatsächlich nicht einzusehen, wieso man längst mit „e“, küßen mit „ss“ (grad im faschistischen Sommerloch ohne Zlatko!) oder taz ohne „t“ vor dem „z“ schreiben sollte. (Apropos: Trenne nie tz/ denn das ist nicht nett!) Da steigt keiner mehr durch! – Zum durchsteigen braucht man ja auch ein „o“. Von den kaum lösbaren Problemen des Genitivs und der Genitiva (ein besonders schönes Wort!) gar nicht zu reden.

Oder doch? „Des Genitivs“ ist ja noch einigermaßen eindeutig, wie verhält es sich aber beispielsweise mit dem „Genus“ im Genitiv? – Groß oder klein, mit Abostroph (Apostrof, Apostroph?) oder ohne? – Am Ende sollte in jedem Fall ein „ß“ stehen, damit man nicht genußfeindlich scheinen möchte.

Oder, um auf eines der größten Rechtschreibproblemata hinzuweisen: Heißt es nun „des Eis“, „des Ei’s“, „des Eies“ oder doch ganz überraschend anders? Wie auch immer. Bei ihrem Bemühen um grössere Klahrheit hatte die FATZ alltäglich in den Städten unseres Landes Begegnendes vergessen.

Ich meine die modernistische Kleinschreibung, die auf Anregung der RAF in den siebziger Jahren in Westdeutschland eingeführt worden war und bis heute in vielen Gegenden gilt. Vor allem an öffentlichen Neubaubacksteingebäuden. Zum Beispiel im pfälzischen Mutterstadt, wo das Rathaus zukunftsfroh und schülerfeindlich kleingeschrieben wird: „rathaus“. Wie auch das „jugendzentrum“. Dies dürfte einer ganzen, nicht nur mutterstädtischen Schülergeneration die Karriere versaut haben!

Zahllose zukunftserschwerenden Rechtschreibschwächeleien sind den regional üblichen Sprechgewohnheiten zuzuschreiben. Ich kenn sie, aber ich komm nicht auf sie drauf. DETLEF KUHLBRODT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen