die schweizer blätter über die feiern zum 60. jahrestag des kriegsendes :
Der Zürcher Tages-Anzeiger kommentiert: Die Feiern zum Kriegsende zeigen, an welche Art Demokratie Putin denkt: Eine abgehobene Führung lässt Soldaten über den Roten Platz marschieren und Veteranen ins Leere winken, weil das Volk nicht zugelassen ist. Natürlich mussten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, immerhin war die ganze Weltelite in Moskau versammelt. Dies dürfte der Führung aber nur recht gewesen sein, denn sie inszeniert sich am liebsten in Ruhe selbst. Schliesslich finden in Russland nicht nur Siegesfeiern ohne Bürger statt, auch bei Wahlen werden Bürger zu Statisten degradiert. Trotz der modernen Fassade der Siegesfeiern lebt in Russland der Geist der alten Sowjetunion weiter. Das Volk kommt nur als potenzieller Störenfried vor.
Die Neue Zürcher Zeitung meint dagegen: Bei aller Zwiespältigkeit der pompösen Parade auf dem Moskauer Roten Platz zum 60. Jahrestag des Sieges über Hitlers Reich hat es auch etwas Anrührendes, wenn die Repräsentanten der damaligen Sieger und Besiegten sowie der späteren Gegner im Kalten Krieg sich zu einer gemeinsamen Gedenkfeier zusammenfinden. Vor 20 Jahren, als die Sowjetunion noch existierte, wäre eine solche Erinnerungsfeier in diesem breiten Rahmen kaum vorstellbar gewesen.