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Archiv-Artikel

die raucherecke Zähne zeigen

Das Rauchverbot fordert sein erstes Todesopfer – die Raucher organisieren derweil den Widerstand. Eine erschreckende Analyse des gesteigerten Aggressionspotenzials in der rauchfreien Republik

Ja, die Zeiten für Raucher waren in Deutschland schon mal besser – neuerdings werden sie sogar ohne viel Federlesens erschossen. Das glauben Sie nicht? So ist das mit der bitteren Wahrheit.

Dass rauchen tödlich sein kann, ist seit letztem Wochenende nicht mehr bloß graue Theorie, sondern blutiger Ernst: In Leipzig ist Freitagnacht ein 28-jähriger Raucher Opfer einer Schießerei zwischen Security-Leuten und einer nicht näher definierten „Gruppe von Ausländern“ geworden. Der Russlanddeutsche wurde von einer verirrten Kugel getroffen, als er mit einem Freund vor der Tür des Nachtklubs „Mia’s“ eine Zigarette rauchte – seine letzte. Damit hat das Rauchverbot sein erstes Todesopfer gefordert – immerhin wäre der an der Randale vollkommen unbeteiligte Passant nicht zwischen die Fronten geraten, hätte er in Ruhe und Frieden im Klub rauchen können.

Ein weiteres Beispiel dafür, dass das Rauchverbot nicht nur für Raucher eher gesundheitsgefährdend als -fördernd sein kann, ereignete sich am Wochenende in der Hansestadt an der Alster: Dort schlug ein wagemutiger Raucher zurück. Der Hamburger Hauptbahnhof ist seit Ronald Schills Anti-Penner-Initiative ein Ort, an dem man sich auch als Nichtkokser gerne aufhält, sauber und ordentlich und mit leiser klassischer Musikuntermalung. Rauchen ist selbstredend im gesamten Bahnhofsbereich untersagt. Am Samstag forderten zwei Sicherheitsangestellte der Deutschen Bahn einen widerspenstigen Opponenten auf, seine verbotenerweise angezündete Kippe zu löschen. Security-Menschen sind bekanntermaßen nicht gerade das, was man diskussionsfreudig nennt – der Raucher zeigte seinerseits ebenfalls wenig Redebereitschaft und biss einen der Ordnungshüter kurzerhand (!) in den Mittelfinger. Im Grunde war die mündliche Attacke reine Selbstverteidigung – wer weiß, ob der bissige Zeitgenosse nicht im nächsten Moment das Schicksal seines Leipziger Raucherkollegen geteilt und sich gleichfalls eine Kugel eingefangen hätte. Raucher, zeigt Zähne! NELE JENSCH