die linke und tibet : Vorschlaghammer oder Argumente
Ungeschickt oder unerträglich? Zwischen diesen Polen bewegen sich die Reaktionen auf die Tibet-Rede der Hamburger Linkspartei-Abgeordneten Christiane Schneider. Fest steht: Ihr Versuch, den Tibet-Konflikt differenziert darzustellen, kann als gründlich misslungen betrachtet werden. Sie wurde zur Steilvorlage für die große Koalition derjenigen, die nur auf die Chance warten, die Linke eines kommunistischen Dogmatismusses zu überführen.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Dabei muss sich Schneider die Frage gefallen lassen, warum sie beim Thema Tibet den Bezug zu Chomeini wählte, wenn ihr der Vergleich zwischen ihm und dem Dalai Lama fernliegt. Die Kritik an dieser und anderen Passagen der Rede ist daher berechtigt. Aber: Schneiders Versuch, das Problem gleichzeitiger religiöser und politischer Führung in Tibet mit zu beleuchten, wurde zumindest von SPD und CDU nicht mit Argumenten, sondern mit dem antikommunistischen Vorschlaghammer begegnet.
Als Ex-Mitglied zweier kommunistischer Splitterparteien steht die Verlegerin seit jeher unter Beobachtung – bislang unter der des Verfassungsschutzes, heute unter der der Kommunistenfresser aller Parteien. Es sind zum Teil die Gleichen, die – Unterdrückung hin, Demokratie her – zum ökonomischen Nutzen Hamburgs vehement für eine Ausweitung der Handelsbeziehungen mit China eintreten.