die kinderfrage: Warum haben Nashörner Hörner?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Louie, 7 Jahre alt.
Die kräftigen, spitzen Hörner von Nashörnern sehen gefährlich aus, oder? Das sind sie auch, die Nashörner benutzen sie als Waffen. So ein Horn kann ganz schön lang sein – den Rekord hält ein Breitmaulnashorn mit 158 Zentimetern. Damit kann man furchtbar zustoßen, Feinde aufspießen und selbst Löwen, Leoparden und Hyänen abschrecken. Zwar ist so ein ausgewachsenes Nashorn mit seinen bis zu 3.500 Kilo (!) schon durch seine schiere Masse wehrhaft, aber es ist auch vergleichsweise langsam und wenig wendig. Gegen in Rudeln jagende Angreifer wie eben Löwen wäre es unbewaffnet ziemlich schutzlos, weil es nicht so schnell wegrennen kann wie Antilopen oder Zebras. Das gilt erst recht für die Jungtiere, die von ihren Müttern verteidigt werden.
Die Hörner werden nicht nur gegen Raubtiere eingesetzt, sondern auch bei Auseinandersetzungen untereinander. Wenn zwei Nashorn-Männchen um ein Weibchen streiten, kann es zu einem solchen Kampf der Giganten kommen. Zoologen nennen das „Kommentkampf“. Zum Glück verletzen sich die Nashörner dabei normalerweise nicht. Wer das größte Horn hat, hat übrigens auch bessere Chancen, von Gegnern gar nicht erst herausgefordert zu werden. Was natürlich erheblich weniger anstrengend ist, als dauernd kämpfen zu müssen.
Das Horn hat aber noch eine ganz andere Funktion. Es ist auch ein prima Werkzeug. Die Dickhäuter können damit Äste brechen oder knicken, um die Blätter daran leichter fressen zu können – oder um sich eine Schneise durch den dichten Busch zu schlagen.
Das Horn wäre also eine super Sache. Wenn es nicht Menschen geben würde, die glauben, dass etwas so Beeindruckendes Wunderkräfte haben muss. Nashörner werden getötet, weil Menschen ihr Horn zu Pulver verarbeiten wollen, das gegen allerlei Krankheiten helfen soll, sogar gegen Krebs. Das ist zwar kompletter Quatsch, denn das Horn besteht ausschließlich aus Keratin. Das ist derselbe Stoff, aus dem auch deine Fingernägel sind. Es hilft gegen gar nichts. Aber seit dieser Irrglaube sich verbreitet hat, geht es den Nashörnern wirklich an den Kragen. Beziehungsweise an die Hörner, die inzwischen so wertvoll sind wie Gold. Deshalb sind Nashörner heute vom Aussterben bedroht. Glücklicherweise werden sie in Schutzgebieten gut bewacht und in Zoos gezüchtet.
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de.
Da wäre es doch besser, wir könnten unsere abgeschnittenen Fingernägel verkaufen! Leider glaubt niemand, dass die Wunderkräfte haben. Heiko Werning
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