„die katze auf dem heißen blechdach“ : Fürs Volk. Nicht fürs Feuilleton
Auf die großen Rezensionsfeuilletons dieser Republik schielt Hans-Joachim Frey, der neue Intendant des Bremer Theaters, also offenbar nicht. Jedenfalls nicht beim Schauspiel. Mit Tennessee Williams „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ feierte am Samstag im Neuen Schauspielhaus das zweite Stück Premiere, nach Schillers „Wilhelm Tell“, das eher massenkompatibel, auf jeden Fall aber viel gespielt ist. Und eher ungeeignet, um in Kritikerkreisen Eindruck zu schinden. Dem heimischen Publikum hat’s gefallen.
Williams zeichnet das düstere, Happy End-freie Psychodrama einer allseits verlogenen patriarchialen amerikanischen Familie, die sich über den herannahenden Tod von „Big Daddy“ über das zu erwartende Erbe zerstreitet. Christian von Treskows in strahlendem rot gehaltene Inszenierung kommt dabei zunächst wie eine Vorabend-Soap daher, mit viel Klamauk. Erst im Laufe der Zeit gewinnen seine Figuren an Authentizität, seine Geschichte an Dichte, sein Plädoyer für die zwischenmenschliche Ehrlichkeit an Glaubwürdigkeit und Intensität. Bevor am Ende wieder ein kleiner Bogen zum Anfang geschlagen wird. Ein bisschen schrill soll es eben sein. Auch ein Konzept, aber die Botschaft leidet. Jan Zier