die dritte meinung: Die Wiedereröffnung der Botschaft in Damaskus ist ein wichtiger Schritt, aber er ist nur der Anfang
Deutschland hat ein „überragendes Interesse“ an einem stabilen Syrien, sagt das Auswärtige Amt. Diese Aussage mag auf den ersten Blick wie eine diplomatische Floskel klingen, doch sie hat eine tiefere Bedeutung. Vor 13 Jahren schloss Deutschland seine Botschaft in Damaskus, als der syrische Machthaber Baschar al-Assad einen brutalen Krieg gegen die eigene Bevölkerung führte. Nun, gut drei Monate nach dem Sturz Assads und seiner Flucht aus dem Land, hat Außenministerin Annalena Baerbock die deutsche Botschaft in der syrischen Hauptstadt wiedereröffnet. Dies ist mehr als nur ein symbolischer Akt – es ist ein hoffnungsvolles Signal in einer Region, die von jahrzehntelangem Leid gezeichnet ist.
Baerbocks Besuch in Syrien war nicht nur ein offizieller Akt der Wiedereröffnung. Die Außenministerin nutzte die Gelegenheit, um sich ein eigenes Bild von der aktuellen Lage zu machen. Sie besuchte nicht nur die Hauptstadt, sondern auch umliegende Stadtteile, die noch immer von den Ruinen durch die Fassbombenangriffe gezeichnet sind – eine der grausamsten Waffen, die das Assad-Regime mit Unterstützung Russlands und des Irans einsetzte. Diese Besuche sind wichtig, denn sie zeigen, dass Deutschland nicht nur an politischen Gesprächen interessiert ist, sondern auch an den Menschen, die unter den Folgen des Krieges leiden.
Aiman Mazyek war bis 2024 Vorsitzender des Dachverbands Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD).
Die Wiedereröffnung der deutschen Botschaft in Damaskus ist ein wichtiger Schritt, aber er ist nur der Anfang. Deutschland muss sich weiterhin für eine friedliche und stabile Zukunft Syriens einsetzen – eine Zukunft, in der Hass und Gewalt keinen Platz haben. Die syrische Bevölkerung hat genug gelitten. Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft, einschließlich Deutschland, konkrete, vor allem wirtschaftliche weitere Schritte unternimmt, damit die Menschen in Syrien eine Perspektive haben. Denn nur so kann das Land aus den Trümmern des Krieges zu einer hoffnungsvollen Zukunft aufstehen – und so werden sicherlich viele geflüchtete Syrerinnen und Syrer wieder zurückkehren wollen und können.
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