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Archiv-Artikel

die bäääänd von FRANK SCHÄFER

„Die Bäääänd, wir bringen die Bäääänd wieder zusammen.“ Aber das hier war nicht Blues Brothers, das hier war kackenocheins die Realität! Jahaaa! Also ließen wir diese hübsche, an die einstmaligen Mitspieler via Mail verteilte Altersvision ein paar Tage in den Postfächern friedvoll vor sich hin glimmen, schauten gelegentlich noch mal rein und gingen ganz dicht ran dabei, um zu sehen, ob sie immer noch so schön wärmte – und einigten uns dann auf einen unregelmäßigen Stammtisch. Erst mal. Alles Weitere könne man dann ja immer noch regeln.

Ich fuhr also zur „Schüssel“, der vom Bassmann vorgeschlagenen Lokalität. Den mit diesem Instrument notwendig verbundenen, absolut berechtigten Minderwertigkeitskomplex hatten wir auch diesmal wieder zu dimmen versucht, indem wir dem Mann frühzeitig ein kaum der Rede wertes Maß an Mitbestimmung abtraten. „Dann lass ihn doch sagen, wo es stattfinden soll, ist doch egal!“

Sänger und Schlagzeuger begrüßten mich huldvoll, wie es einem Leadgitarristen nun mal zusteht: „Mann, bist du groß geworden!“ Sie hatten sich also etwas ausgedacht auf der Herfahrt. Mir lag ein „Mann, seid ihr dick geworden“ auf der Zunge, aber ich pfiff nur bewundernd ob ihrer Schlagfertigkeit, man muss die wuchtige Wirklichkeit nicht auch noch verdoppeln wollen.

Dann sahen wir durchs Fenster den Bassisten nahen, von jeher ein richtiges Phrasenschwein, und wir schlossen Wetten ab, mit welcher Standarderöffnung er uns heute ein Lächeln ins Gesichter zaubern würde – ein Schmunzeln im Geiste der Stoa, das den Ekel verbergen sollte. Ich tippte auf „Hallo, Hanseaten“, der Schlagzeuger schickte ein „Na Männer, alles easy und entspannt?“ ins Rennen – und der Sänger hatte keine Meinung. Wir warteten angeregt. Der Mann am Tieftöner kam an den Tisch, öffnete freundlich-weltumschließend beide Arme, stutzte und meinte: „Mann, ihr seid aber dick geworden!“

Nach ein paar Getränken wurde es besser. Und der Sänger, immer auch der Texter, kam ins Reden. „Wir haben alle ein Dach über den Kopf, wir haben Kinder, na, bei euch klappt das auch schon noch“, nickte er dem Viersaiter zu, „und wir haben alle Arbeit …“ – „Das wundert mich am meisten“, unterbrach ich ihn, er schüttelte nur missbilligend den Kopf. „Aber was ist es genau, das uns in den letzten Jahren abhanden gekommen ist? Könnt ihr mir das sagen?“ Die blutjunge, feingliedrige, von uns beharrlich geduzte Bedienung brachte eine neue Rutsche. „So, die Herren, Ihre Getränke …“ Und da hatte ich plötzlich so eine Ahnung.

Als ich dann aber beim nächsten Klogang, und weil gerade Festwochen bei Schillers sind, mich an den alten Klospruch in unserer altehrwürdigen Stammdestille erinnerte, der damals immer funktioniert hat, wollte ich es wirklich noch einmal wissen, trat feierlich an unseren Tisch und deklamierte, als sei es gestern gewesen: „Spaß muss sein, sprach Wallenstein und schob die Eier mit hinein.“

Die weibliche Rommé-Runde am Nebentisch hatte mitgehört und wischte sich vorm Gesicht herum, das internationale Plemplem-Zeichen, aber den Jungs, jahaa, den Jungs hat’s gefallen. Und das ist ja wohl immer noch die Hauptsache.