die anderen :
Le Monde beschäftigt sich mit der Rede des deutschen Außenministers zu Europa: Joschka Fischer hat nach seiner bemerkenswerten Rolle im Kosovo-Krieg zu einer zweiten Großinitiative ausgeholt: Diesmal geht es um die Europapolitik. Zehn Jahre lang hat Deutschland die Osterweiterung der EU als moralische Pflicht betrachtet, waren es doch Länder Osteuropas, die der Wiedervereinigung Deutschlands mit zugestimmt haben. Nun entdeckt Deutschland, dass sich der Neuaufbau Europas nicht auf eine gebietsmäßige Erweiterung und den Euro reduzieren lässt. Das hat Fischer längst erkannt und nun dargelegt. Spannend bleibt, ob Schröder seinem Kurs folgt.
In den Vorschlägen von Außenminister Fischer zur Europapolitik sieht die Londoner Times den Versuch, Großbritannien zu isolieren: Diese Äußerungen sind eine Warnung an Großbritannien, dem bei der beschleunigten Bildung einer europäischen Föderation die Isolation droht. Deutschland hat mit dem Ruf nach einer europäischen Elite endlich sein offizielles Schweigen gebrochen. Berlin und Paris scheinen entschlossen zu sein, das vermeintliche angelsächsische Komplott der Rückkehr zu einer Freihandelszone abzuwehren. Dieser Konflikt wird auf dem EU-Gipfel in Nizza im Dezember dieses Jahres ausgetragen werden müssen.
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