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die anderen

Zum EM-Spiel Jugoslawien – Spanien (3:4) schreiben die restjugoslawischen Gazetten:

Sportski Zurnal: Mit einem Platzverweis, trotz der schlechten Schiedsrichterleistung und der Niederlage hat Jugoslawien das Viertelfinale erreicht. Die Blauen sind stärker als die Uefa.

Sport: Bravo, Blau. Trotz schlimmer Schiedsrichter weiter: Gott sieht, was sie pfeifen.

Zum gleichen Spiel meint die spanische Presse:

Marca: Diese 104 Sekunden werden wir niemals vergessen. Spaniens Elf glaubte bis zum letzten Atemzug an sich selbst.

ABC: In einer Minute aus der Hölle zum Ruhm.

Zum Spiel Slowenien – Norwegen (0:0) glauben die slowenischen Zeitungen:

Delo: Slowenien kann stolz die Heimreise antreten. Es war gleichzeitig weit vom Viertelfinale entfernt und nahe dran.

Ekipa: Ein aufrechter Abschied.

Die norwegischen Blätter hingegen schreiben:

Aftenposten: Die norwegischen Spieler bekamen die gerechte Strafe nach einer Demonstration von Anti-Fußball. Ein mieser und flauer Abschied von der Europameisterschaft.

Dagbladet: Es fehlten Explosivität, Ballgefühl, Extrakräfte und Selbstvertrauen.

Zur deutschen Performance gegen Portugal schrieb der Berliner Tagesspiegel: Da schlenderte eine lustlose Truppe über den Platz, die nach dem 1:0 der Portugiesen am liebsten gleich in die Kneipe gegangen wäre ... Lothar Matthäus, die Verkörperung des Debakels, übte schon mal für seine Zukunft als Trainer und schaute den deutschen Verteidigern dabei zu, wie sie sich ausspielen ließen.

Zum Streit in Griechenland über die Streichung des Religionsvermerks in Personalausweisen schreibt die Athener Tageszeitung To Wima: Die Kirche mobilisiert ihre Anhänger wie eine Partei. Zehntausende versammelten sich gestern im Zentrum Athens, um gegen die Streichung des Religionsvermerks zu demonstrieren. Erzbischof Christodoulos (Oberhaupt der Orthodoxen Kirche Griechenlands) weiß, dass er eine Institution vertritt, die riesige geistliche Dimensionen hat. Er weiß auch, dass er ein gewandter Rhetoriker ist. Er muss aber auch wissen, dass er von den Medien benutzt wird. Die interessieren sich nur für die Einschaltquoten. Niemand jedoch wird aus dieser Identitäts(karten)krise als der Gewinner hervorgehen – weder die Kirche noch die Regierung. Nur das internationale Ansehen des Landes wird Gefahren ausgesetzt.

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