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die anderen

Die israelische Tageszeitung Jerusalem Post meint zum Prozess gegen zehn iranische Juden: (Präsident) Chatami muss zu der Erkenntnis gezwungen werden, dass die Verurteilung der Juden die Rückkehr seiner Nation in den Kreis der Weltgemeinschaft verhindern wird. Die Tatsache, dass gestern keine Todesurteile ausgesprochen wurden, mag die widerstrebende Anerkennung der Bedeutung der Weltmeinung signalisieren, aber sie ändert nichts daran, dass den verurteilten „Spionen“ ein faires Verfahren verweigert wurde. Vielleicht wird es den Juden in einem Berufungsverfahren besser ergehen. Zusammen mit den Rechten der zehn verurteilten Männer steht dabei auch Irans internationale Reputation auf dem Spiel.

Den Beginn der französischen EU-Präsidentschaft kommentiert die konservative britische Sunday Times: Der Zeitpunkt für Tony Blair könnte nicht schlechter sein. Kurz vor dem voraussichtlichen Wahljahr 2001 will Frankreich seine EU-Präsidentschaft dazu nutzen, die Integration Europas zu beschleunigen. Das wird die Versuche des Premierministers gefährden, Großbritannien einen Platz im Zentrum Europas zu sichern. In einer historischen Rede im Bundestag sprach sich der französische Staatspräsident Jacques Chirac für ein Europa der zwei Geschwindigkeiten aus, in dem Deutschland und Frankreich eine Pioniergruppe anführen – und Großbritannien hinter sich lassen. Die britischen Diplomaten in Brüssel hoffen nun, dass die Franzosen letztlich doch gezwungen sein werden, ihre ehrgeizigsten Pläne bei dem Kuhhandel ums Kleingedruckte aufzugeben. Doch das könnte schwieriger sein, als sie denken.

Die französische Boulevardzeitung France-Soir würdigt den medienwirksamen Prozess gegen den französischen Bauernführer und Antiglobalisierungskämpfer José Bové, der ein McDonald’s-Restaurants verwüstet hat: Unabhängig von juristischen Fragen, nämlich in diesem Fall der Beschädigung von Privateigentum – Bové ist ein Phänomen. Er hat ein bemerkenswertes Auftreten, versteht es, den Medienzirkus um sich herum zu bewältigen, und gibt vor den amerikanischen Fernsehkameras Interviews auf Englisch: Dieser Mann verkörpert mehr als sein Image. Die Sympathie für seinen Kampf gegen die wirtschaftliche Globalisierung ist echt, nicht nur in Frankreich, wo gesundes und gutes Essen die ganze Nation zusammenhält, sondern international, weil Bové die negativen Auswirkungen des weltweiten Kapitalismus anprangert.

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