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die anderen

Die Frankfurter Neue Presse schreibt zum Tod von Bischof Dyba: Vielleicht braucht die Kirche, die in einer sich zunehmend säkularisierenden Gesellschaft Gefahr läuft, sich dem Zeitgeist zu sehr anzubiedern, Leute wie Dyba. Aufrechte Kämpfer, die den Wahrheitsanspruch des Glaubens aufrechterhalten und in apostolischer Tradition lieber als starke Minderheit denn als schwammige Mehrheit auftreten wollen. In den Talkshows, die Dyba nicht scheute, wirkte der Erzbischof wie ein bizarrer Gast aus dem Mittelalter, der die üblichen Statements mit theologischer Substanz zu bereichern versuchte. Doch wenn die anderen widersprachen, zeigte sich auch Dybas Dilemma: Statt diplomatisch für seinen Standpunkt zu werben, wurde er beleidigend und stieß mit seinem polarisierenden Argumentationsstil auch die vor den Kopf, die ihm nicht feindlich gesonnen waren. Zu Gunsten seiner Prinzipien schien Dyba bisweilen die christliche Nächstenliebe zu vergessen. Aber ohne Zweifel war Dyba das, was in unserer glatt polierten Welt seltener wird: ein interessanter Charakter, mit dem und über den sich zu streiten lohnt.

Die Sächsische Zeitung bemerkt zum Verfahren Kohl: Zur Aufklärung hat Kohl nur das Allernotwendigste beigetragen. Doch wie die Namen der Spender lauten, die Kohl sich hartnäckig weigert zu nennen, ist politisch zwar höchst interessant. Für das Vergehen der Untreue sind sie jedoch unerheblich. Es ging nicht um unmoralisches Handeln, um einen möglichen Verfassungsbruch oder den Schaden, den Kohl für die politische Kultur in diesem Land angerichtet hat. Denn all dies sind keine strafrechtlich verfolgbaren Taten. Hätte ein Bürger gegenüber seiner Firma vergleichbar gehandelt, die Staatsanwälte hätten sich nicht anders verhalten können als bei Kohl.

Das Handelsblatt beschäftigt sich mit der Übernahme der Bank Austria durch die HypoVereinsbank: Mit der Bank Austria gewinnt die HypoVereinsbank einen Partner, der ihr die Tür zum Markt in Mittel- und Osteuropa öffnet. Die Österreicher sind dort in zahlreichen Ländern mit einem flächendeckenden Netz von Filialen vertreten. Albrecht Schmidt gelingt somit, was viele andere Banken seit langem erfolglos versuchen: der machtvolle Einstieg in Auslandsmärkte verbunden mit einer landesweiten Ausbreitung. Hypo-Bank und Vereinsbank sind sehr mühevoll vereint worden, was nicht zuletzt an dem milliardenteuren Immobilienskandal gelegen hat. Der Zukauf in Österreich scheint nun die erste durchweg positive Nachricht für die Bank.

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