die anderen:
Die Frankfurter Allgemeine befasst sich mit dem gewalttätigen Rechtsradikalismus in Deutschland: Der Staat hat auch eine erzieherische Aufgabe – und dabei greifen auch die allgemeinen Regeln der Pädagogik. Diese besagen nämlich nicht erst seit Jean-Jacques Rousseau, daß sich der Erzieher Einsichtigen gegenüber verständnisvoll und entgegenkommend zeigen soll, daß er aber jeden Machtkampf gewinnen muß, zu dem ihn Uneinsichtige herausfordern. Die Bundesrepublik und ihre Länder können es sich nicht bieten lassen, daß Glatzköpfe und andere Gewalttätige nach Belieben Leute, insbesondere Ausländer, Obdachlose oder gleich wen, drangsalieren, verletzen oder ermorden – und Parteien sich davon nicht nur nicht klar distanzieren, sondern vielleicht sogar in irgendeiner Weise anspornen oder unterstützend tätig werden.
Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung beschäftigt sich ebenfalls mit dem Rechtsradikalismus: Der Gedanke ist ja nicht falsch: Wo die Staatsmacht sichtbar präsent ist, könnte mancher Gewalttäter abgeschreckt werden. Gerade im Osten, wo Ausländer sich kaum noch auf die Straße wagen, fehlt es daran. Vor Wunderwirkungen ist freilich zu warnen. Und wenn der Bundesgrenzschutz in Hundertschaften mobilisiert würde, die Beamten könnten doch nicht überall sein. Übrigens – auch ihre Vorgesetzten nicht. Der BGS hat ja leider nicht den besten Ruf, was den Umgang mit Ausländern angeht. Hoffentlich soll da nicht der Bock zum Gärtner gemacht werden.
Auch die Braunschweiger Zeitung setzt sich mit der zunehmenden Gewalt von rechts in Deutschland auseinander: Die larmoyante Debatte über niedrige Expo-Besucherzahlen und das erleichterte Aufatmen bei steigendem Zuspruch für dieses bundesrepublikanische Forum der Weltoffenheit gewinnt angesichts der Übergriffe rechter Gewalttäter fast geisterhafte Züge – ebenso wie die mit deutscher Gründlichkeit ausgetragene Auseinandersetzung über die Anwerbung ausländischer Computerspezialisten oder den Ladenschluss. Schluss muss sein, aber mit dem Abtauchen vor der Realität – und dazu gehört seit Jahren die rechte Szene. Gewiss gibt es bei der Bekämpfung des Rechtsextremismus keine Patentrezepte, mittels derer sich der ängstlich befürchtete Imagewechsel des ‚Made in Germany‘ verhindern ließe. Endlos lange Diskussionen kann sich die Bundesrepublik nicht leisten. Nicht wegen wirtschaftlicher Inter- essen, die unter dem Stichwort Exportchancen firmieren, sondern wegen des Blicks in den Spiegel.
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