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die anderen

Zum Konflikt um das geplante tschechische Atomkraftwerk Temelín schreibt die konservative Tageszeitung Lidové noviny aus Prag: Der Streit um Temelín ist eine Prüfung in europäischen Manieren, die Tschechien bislang nicht bestanden hat. In Europa ist es nämlich Sitte, mit den Nachbarn zu reden, mit ihnen zu verhandeln, seine Meinung zu erklären, zu diskutieren und nicht, sich vor ihnen zu verstecken, sie auszulachen und zu schmähen. Dabei geht es gar nicht um so viel. Es reicht, den Österreichern zu geben, was sie verlangen: eine neue Sicherheitsprüfung nach ihrem Wunsch. Daran wird Temelín nicht scheitern, die Wirtschaft nicht zu Grunde gehen und die Betreibergesellschaft ČEZ nicht verarmen.

Den Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder beim Jahrestag des Bundes der Vertriebenen kommentiert die linksliberale tschechische Tageszeitung Právo: Schröders Haltung steht im Kontrast zu der seines Vorgängers. Für Helmut Kohl blieben nach der Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung im Januar 1997 trotz hochtrabender Worte vom gemeinsamen Europa „Fragen des Eigentums offen“. Schröder spricht nicht so oft von der europäischen Integration und bevorzugt statt geschraubter Phrasen nüchterne Sachlichkeit. Dank dieses Realismus hat das von Vertriebenenfunktionären zum „europäischen Thema“ stilisierte Problem sein zwischenstaatliches Gewicht verloren und ist zum Gegenstand historischer Untersuchung geworden.

Die Moskauer Tageszeitung Sewodnja meint zu Putins Weigerung, die südlichen Kurilen-Inseln zurückzugeben: Pragmatisch gedacht, hätte Putin angesichts seiner stabilen Popularität, die nicht einmal nach der Tragödie der „Kursk“ wankte, den Knoten des Kurilen-Problems mit einem Hieb durchschlagen können – er hätte die Inseln zurückgeben, verpachten oder sogar verkaufen können. Er hätte machen können, was er will, die Menschen außerhalb der Moskauer Ringstraße hätten jede Variante geschluckt.

Die linksorientierte bulgarische Zeitung Sega kommentiert Clintons Politik: Er schlug dem von Republikanern dominierten Kongress vor, beim Mindestlohn einen Dollar draufzulegen. Das würde eine Erhöhung um 20 Prozent bedeuten und unterstreichen, dass Amerika gut lebt. Erinnern Sie sich, wie der Kalte Krieg gewonnen wurde? Ohne einen einzigen Schuss. Die Niederlage eines ganzen Weltsystems wurde nicht mit Bomben und Raketen, sondern mit Computern, Fernsehern, Videogeräten und Autos entschieden.

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