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die anderen

Die Zeit kommentiert die Frage, worauf Deutsche stolz sein können: Wer wirklich Geld hat, protzt nicht; wer stolz auf sein Land, Kind oder Schaffen ist, wirft sich nicht in die Brust. Auf diese trommeln Gorillas, um sich Mut zu machen; es ist eine Gebärde der Unsicherheit. „I am proud to be an American“ oder „Je suis fier d’être français“ sind Parolen, die man in ungebrochenen Nationalstaaten recht selten hört. In Amerika wehen die Sternenbanner so beiläufig über dem Postamt wie hier die bunten Wimpel an der Tankstelle. In Frankreich fehlt dem republikanischen Gestus ebenfalls der pathetische Anstrich. Beiläufigkeit auch in der Bundesrepublik? In Deutschland gibt es derlei Gelassenheit nicht, kann es sie auch nicht geben. Noch schlimmer: Wörtchen wie „gelassen“, gar „unverkrampft“ sind Kodierungen, die in der Paarung mit „Vergangenheit“ oder „Nation“ nichts anderes als Verkrampfung signalisieren. Das sind die Lieblingsvokabeln jener, die furchtbar gern die eine entsorgen und die andere wieder mystifizieren wollen – im Dienste einer verquasten Metaphysik, die das breite völkische Wir zum Bollwerk gegen das Andere und das Fremde macht. Wer „unverkrampft“ sagt, ist unehrlich. Aber es geht voran, wenn ein ehemaliger Juso-Chef namens Schröder „stolz auf sein Land ist“, auf „seine demokratische Kultur“.

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