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die anderen

In den Kommentaren ausländischer Tageszeitungen wird die Auslieferung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević an das Internationale Kriegsverbrechertribunal in Den Haag einhellig begrüßt. Einige meinen allerdings, das Verfahren der Auslieferung werfe auch Fragen auf:

The Times aus London: Die jugoslawischen Behörden haben eine mutige Entscheidung getroffen. Nur wenige hätten dies erwartet.

Liberation aus Paris: Diese Reise wird ein grundlegendes Ereignis hinsichtlich der Ausarbeitung eines internationalen Strafsystems bleiben, das seinen Namen zu Recht trägt.

Corriere della Sera aus Mailand: Im Fall Milošević setzt sich ein neues, potenziell revolutionäres Prinzip durch: Dass sich nämlich niemand, nicht einmal ein Staatschef, der Rechtsprechung eines internationalen Gerichts entziehen kann.

de Volkskrant aus Amsterdam: Einen Augenblick größerer Symbolkraft kann man sich nicht denken.

Algemeen Dagblad aus Den Haag: Allerdings werfen die Art und Weise, wie Milošević in die Niederlande kam, und die Umstände, unter denen die jugoslawischen Instanzen zu dieser Entscheidung gelangten, viele Fragen auf.

Politiken aus Kopenhagen: Zum ersten Mal wird ein Staatsoberhaupt vor ein internationales Gericht gestellt.

Wremja MN aus Moskau: Der „Fall Milošević“ soll aber auch die wichtige Frage beantworten, ob die Menschheit im 21. Jahrhundert reif genug ist für eine internationale Rechtsprechung.

Zur politischen Lage in Nordirland meint die Financial Times aus London: Wenn es nicht noch eine überraschende Wende gibt, wird Nordirlands Regierungschef David Trimble am Sonntag zurücktreten. Dies wäre ein gefährlicher Augenblick, aber noch keine Bedrohung für den gesamten Friedensprozess. Unter der Bevölkerung gibt es immer noch eine klare Mehrheit, die den Friedensprozess unterstützt. Falls sie mobilisiert werden kann, ließe sich zeigen, dass Einzelne für den Gesamtprozess nicht unerlässlich sind.

Die Stuttgarter Zeitung zur Abschaffung des Rabattgesetzes: In jedem Fall wird es künftig schwieriger, Preise zu vergleichen. Die Konsumenten sind sicher gut beraten, wenn sie sich all den schönen neuen Angeboten erst einmal mit großer Vorsicht nähern. Viele Handelsketten werden demnächst wahrscheinlich damit werben, dass sie Rabatte gewähren. Das schließt keineswegs aus, dass heimlich versucht wird, die Preise sogar zu erhöhen. Durch das verlockende Wort Rabatt allein sollte sich also niemand ködern lassen.

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