die anderen:
Die römische Tageszeitung Il Messaggero meint zum Krieg gegen Afghanistan: Wenn wir die fast täglichen Erklärungen der Taliban analysieren, können wir eine Änderung im Ton seit dem Beginn der amerikanischen Angriffe feststellen. Vom Feuer und den Flammen der ersten Appelle zum heiligen Krieg sind sie in den letzten Tagen zu nuancierteren Botschaften übergegangen. Man bemerkt eine gewisse politische Besorgnis vor einem Zusammenbruch ihres Regimes. So hat der Sicherheitsminister von Kabul, Ghari Ahmadollah, in einem Interview der iranischen Tageszeitung Entekhab erklärt, dass der oberste Taliban-Führer Mullah Omar eine Vermittlerrolle der Konferenz der Arabischen Staaten akzeptieren würde.
Die Pariser Libération schreibt: Die Zeit drängt! Das ist zumindest das, was General Powell zu verstehen gab, als er ein Ende der Angriffe auf Afghanistan vor dem Winter wünschte. Er gab sogar zu, dass es wünschenswert wäre, wenn die Luftangriffe – nicht die Kommandooperationen – während des Ramadan ausgesetzt würden, der in weniger als einem Monat beginnt. Im Moment ist die erste Kriegsphase nach Einschätzung der amerikanischen Verantwortlichen ein voller Erfolg, so wie der Ausgang der zweiten völlig ungewiss bleibt. Wenn die militärische Schlagkraft der Taliban und vor allem ihre Luftabwehr auch eingedämmt zu sein scheinen, dann bleibt ihnen doch ihre wichtigste Waffe: sich in Luft auflösen zu können.
Die République du Centre aus Orléans sieht Differenzen in der US-Regierung und meint: Seit dem Beginn der Angriffe am 7. Oktober haben die USA eine Siegeserklärung nach der anderen herausgegeben, ohne jedoch zu überzeugen. Und ohne den Beweis zu erbringen, dass entscheidende Schläge gegen die Al-Qaida-Organisation erfolgten. Während sich das Pentagon selbst beglückwünscht, antworten die Taliban, dass sich Ussama Bin Laden und seine Männer in „absoluter Sicherheit“ befinden. Zwischen George W. Bush, der einen langen Kampf ankündigte, und dem US-Außenminister Colin Powell, der vor dem Winter gerne damit aufhören würde, liegt eine große Kluft, die Freiraum für Spekulationen lässt.
Die britische Times kommentiert die ersten US-Bodeneinsätze in Afghanistan: Die US-Aktionen innerhalb Afghanistans müssen nun beschleunigt werden. Die Verbündeten haben einen Monat, bevor der Winter im Land einzieht. Sie müssen diese Zeit rücksichtslos nutzen.
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