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die anderen

Die französische Tageszeitung Le Monde schreibt über den Kanzlerkandidaten der Union: Mit Edmund Stoiber gehen die Christdemokraten die Wette ein, dass nach vier Jahren rot-grüner Koalitionsregierung Deutschland für einen echten Umschwung nach rechts bereit ist. In einer wirtschaftlich schwierigen Lage wird Stoiber an die Verpflichtungen des sozialdemokratischen Kandidaten 1998 erinnern. „Wenn die Arbeitslosigkeit nicht unter 3,5 Millionen sinkt, verdienen wir es nicht, wiedergewählt zu werden“, hatte Gerhard Schröder damals unvorsichtigerweise erklärt. Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen wieder auf fast vier Millionen geklettert. Die Wirtschaft könnte sich sehr wohl als die Achillesferse des Siegers über Helmut Kohl erweisen.

Zum gleichen Thema schreibt die Moskauer Tageszeitung Kommersant: Edmund Stoiber verdankt seine Popularität vor allem seinen Erfolgen als Ministerpräsident von Bayern. Er hat viel dafür getan, Investitionen nach München zu holen und das Image Bayerns als eines Staates im Staate zu pflegen. Aber um den Posten des Bundeskanzlers nach vierjähriger Unterbrechung wieder in die Hände der Konservativen zu holen, wird Herr Stoiber, den seine politischen Gegner einen bayerischen Pitbull nennen, sich sehr anstrengen müssen.

Auch die tschechische Tageszeitung Mladá fronta dnes widmet sich dem Verzicht von Angela Merkel auf die Kanzlerkandidatur: Sie ist sanft mit einem gutmütigen Gesichtsausdruck, sie kommt aus Ostdeutschland und ruft mit ihren Gesten manchmal den Eindruck von Hilflosigkeit hervor. Ihn hingegen begleiten Bezeichnungen wie ‚bayerischer Terrier‘, er ist die Verkörperung von Entschiedenheit und Kraft. Sie, Angela Merkel, hat nun aufgegeben und überlässt die Kanzlerkandidatur ihm, Edmund Stoiber. Eine Chance gegen ihn hatte sie eigentlich nie. Bundeskanzler Gerhard Schröder ist immer noch sehr populär, und die Opposition braucht einen starken Kandidaten. Die Frage ist allerdings, ob der supererfolgreiche Bayer nicht nur die Wähler in München ansprechen kann, sondern zum Beispiel auch im entfernten Berlin.

Die Übernahme der Anti-Terrorismus-Rhetorik von US-Präsident George W. Bush durch andere Politiker kommentiert die niederländische Tageszeitung de Volkskrant: Man kann erkennen, wie in aller Welt Politiker sich auf die Worte von Bush berufen und den Krieg gegen den Terrorismus für ihre eigenen Zwecke nutzen. Dabei übernehmen sie geschickt den Anti-Terrorismus-Jargon aus Washington. Nicht nur der russische Präsident Putin tut das, sondern auch der israelische Ministerpräsident Scharon und der indische Regierungschef Vajpayee. (. . .) Um nicht zum Gefangenen seiner eigenen Rhetorik zu werden, muss der amerikanische Präsident aufpassen, dass nicht jeder den Krieg gegen den Terrorismus auf eigene Weise nutzen will. Wenn dies geschieht, kann Bush zu Entscheidungen gezwungen werden, die ihm nur schaden können.

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